ILE-Ideenworkshop: Bürger setzten viele Impulse, wie die Region verbessert werden soll

Beim Ideenworkshop der ILE-Kommunen Ende Februar setzten die Bürger und Bürgerinnen viele kreative Impulse, wie die Region gestärkt werden und enger zusammenwachsen könnte. Versorgung, Gesundheit, Mobilität, Naturschutz und vieles mehr stand auf der Agenda.

In der Integrierten Ländlichen Entwicklungsregion (ILE) Main-Wein-Garten haben sich die acht Gemeinden Margetshöchheim, Zell, Erlabrunn, Leinach, Thüngersheim, Zellingen, Retzstadt und Himmelstadt zusammengeschlossen, um die Region unter dem Motto "Miteinander mehr erreichen" gemeinsam weiterzuentwickeln. "Zusammen als "Die Acht vom Main" möchten wir die Lebens- und Arbeitsbedingungen in unserer Region verbessern und aktiv zum Erhalt unserer lebenswerten Heimat beitragen", heißt es auf der Homepage der ILE. Als Grundlage für die regionale Weiterentwicklung dient dabei das sogenannte Integrierte Ländliche Entwicklungs-Konzept (ILEK); es wurde zuletzt 2016 aufgesetzt und soll nun aktualisiert werden, um es an die aktuellen Herausforderungen und Bedarfe der hiesigen Gemeinden anzupassen. Das ILEK dient als Wegweiser und enthält Handlungsfelder und Projektideen, die die Kommunen gemeinsam umsetzen möchten. 

Die Arbeit der ILE Main-Wein-Garten wurde im Sommer 2023 in einem Evaluationsworkshop ausgewertet; dabei beschlossen die acht Mitgliedsgemeinden, dass sie die interkommunale Zusammenarbeit fortführen wollen und bestätigten ILE-Managerin Anna klüpfel in ihrem Amt. Ihren Sitz hat die ILE in Thüngersheim, der Vorsitzende ist Thüngersheims Bürgermeister Michael Röhm. Die Bürgermeister der acht Kommunen treffen sich regelmäßig, um Ideen und Projekte in einem Lenkungsausschuss zu besprechen. Kürzlich war nun die Bevölkerung der Mitgliedsgemeinden gefragt: von der Online-Umfrage der ILE Anfang des Jahres gingen 285 Antwortbögen ein; Ende Februar wurden die Anregungen der Bürger und Bürgerinnen dann in einem großen Ideenworkshop in Himmelstadt vertieft.

Die acht Mitgliedsgemeinden der ILE Main-Wein-Garten. (Grafik: ILEK Main-Wein-Garten)

 

Rund 50 Bürger und Bürgerinnen, Bürgermeister und Gemeinderäte aus allen acht Gemeinden nahmen an dem Ideenworkshop teil. Durch die Veranstaltung führte Dr. Heike Glatzel; sie ist Geschäftsführerin des Münchner Büros FUTOUR, das bundesweit in der Umsetzungsberatung für Regionalentwicklung aktiv ist und mit der Fortschreibung des hiesigen ILEK beauftragt wurde. Nach Gesprächen mit den Bürgermeistern der acht ILE-Gemeinden und hiesigen Experten und Expertinnen aus der Regionalentwicklung hat FUTOUR im Vorfeld des Ideenworkshops sechs wesentliche Handlungsfelder und aus den Anregungen der befragten Akteure jeweils mögliche gemeinsame Projekte für die Region herauskristallisiert:

1.) Zusammenarbeit in kommunalen Angelegenheiten: Daseinsvorsorge (Gemeinsame IT, Zusammenlegung von Ämtern, Leerstandsmonitoring)

2.) Versorgen: Energie und Wärme, Gesundheit, Innenentwicklung, Wohnen, Nahversorgung, Mobilität, Demographische Entwicklung (Weg zur energieautarken ILE, Ortsbegrünung, Nahwärmekonzept, Bürgerenergieprojekte, bessere Barrierefreiheit)

3.) Arbeiten: Land- und Forstwirtschaft, Wirtschaft, Gewerbeentwicklung (Wasserrückhalt bei Starkregen und Bodenerhaltung, Markthalle für regionale Produkte, Übersicht über Direktvermarkter)

4.) Gestalten: Landschaft, Umwelt, Klimaschutz, Biodiversität, Klimaanpassung (ILE-Konzept zu Wasserknappheit und Niederschlagsspeicherung, Klimaschutzkonzept, gemeinsame Förderung von Klima- und Umweltschutz)

5.) Sein: Tourismus, regionale Identität, Kultur (Tagesausflügler in die ILE locken und Verweildauer ehöhen, Tafeln mit QR-Codes an bedeutenden Punkten / Gebäuden, Förderung der Gastronomie, ILE-Veranstaltungen, z.B. Ortsolympiade, rollierendes Fest, Ortsrundgänge, gemeinsames Konzert)

6.) Digitalisierung und Öffentlichkeitsarbeit (Interkommunales Digitalisierungskonzept, Informationsgrenze zwischen den zwei Landkreisen überwinden)

Diese sechs Handlungsfelder wurden beim Bürgerworkshop einzeln auf Stellwänden thematisert. Dann konnten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre eigenen Ideen und Anregungen auf Post-Its notieren und diese beim jeweiligen Handlungsfeld anbringen. Dabei kamen für alle Themengebiete zahlreiche Vorschläge zusammen, etwa Mitfahr-Bänke, eine Mitfahr-App, Nachtwächter-Rundgänge, "Gebäude zur Verfügung stellen", ein Wassersparkonzept, feste Markttage, ein gemeinsamer ILE-Einleger in den Infoblättern, Orts-Botschafter, eine gemeinsame App, eine Blühmischung für die ILE-Gemeinden, Aufforstung, Photovoltaikanlagen, Lebensmittelautomaten, und vieles mehr. Anschließend konnten die Bürger und Bürgerinnen die Vorschläge mit einem Punktesystem bewerten. Die Ergebnisse sollen bis Mai in Textform gegossen und im Lenkungsausschuss bzw. einer Abschlussveranstaltung präsentiert werden. Anschließend können die acht ILE-Gemeinden Maßnahmen erarbeiten, um die Vorschläge umzusetzen.

Beim Ideenworkshop kamen zu jedem Handlungsfeld zahlreiche Anregungen zusammen. (Foto: Tina Göpfert)

 

In den vergangenen Jahren konnte die ILE Main-Wein-Garten schon einiges für die acht Mitgliedsgemeinden erreichen, etwa eine gemeinsame IT-Fachkraft für die Schulen der acht Kommunen, ein gemeinsames Konzept zur Unterbringung von Obdachlosen, ein interkommunales Ökokonto, einen Demenz-Screening-Tag oder die jährliche Förderung von Kleinprojekten mit dem sogenannten Regionalbudget. Zudem arbeiten die ILE-Gemeinden derzeit beispielsweise ein gemeinsames Bauhof-Konzept mit interkommunaler Kooperation der Bauhöfe aus und erarbeiten ein Klimaschutznetzwerk.

In Margetshöchheim hat beispielsweise die Streuobst-Genossenschaft schon mehrfach von der Unterstützung der ILE profitieren können, zuletzt mit einer Finanzspritze für die Aufstellung von Info-Tafeln in den Streuobstwiesen der Sandflur und die Beschaffung einer Wiegestation. Die Metzgerei Holz wurde bei der Anschaffung des Wurstautomaten finanziell von der ILE unterstützt. Aber auch kulturelle Projekte wie Infomaterial über regionale Radwege, Infotafeln für den Zeller Geschichtsweg oder ein Kleinkind-Spielplatz in Retzstadt wurden bereits gefördert. Die ILE Main-Wein-Garten ist eine von über 30 in Unterfranken und wird vom Amt für Ländliche Entwicklung bezuschusst. Ziel ist es, den ländlichen Raum durch die interkommunalen Zusammenschlüsse zu stärken und weiterzuentwickeln. Dazu schreibt die ILE Main-Wein-Garten: "Gemeinsam stellen wir Acht uns den sich stetig verändernden Herausforderungen des ländlichen Raums, die von einer Kommune allein nur schwer zu bewältigen sind. Handlungsbedarf sehen wir u.a. in den folgenden Bereichen: Umwelt, Siedlungsentwicklung, kommunale Zusammenarbeit, regionale Identität und Daseinsvorsorge. In diesen und weiteren Themengebieten arbeiten wir an verschiedenen Projekten und Maßnahmen, um unsere Region zukunftsfähig zu gestalten. Wir ziehen an einem Strang und arbeiten auf Augenhöhe zusammen." Weitere Infos finden Sie auf der Homepage der ILE Main-Wein-Garten unter https://www.ile-main-wein-garten.de/

Der Ideenworkshop mit den Bürgern und Bürgerinnen diente auch dazu, ein besseres Gespür für die Bedürfnisse der Bevölkerung zu bekommen. In den vergangenen Jahren setzten sich hauptsächlich die Bürgermeister und Akteure der Regionalentwicklung mit der Weiterentwicklung der Region auseinander. Als größte Defizite der Region hatten diese in der vorhergehenden Befragung unter Anderem folgende Punkte genannt: Fehlender Zusammenhalt, schlechter ÖPNV, fehlende Gastronomie, wenig Gewerbe, mangelnde touristische Erschließung und wenig Innovation. Als Stärken nannten die Befragten: Attraktive Landschaft, vielfältige Freizeitmöglichkeiten, gute Versorgungslage, hohes Engagement, die tolle Lage und die gute Zusammenarbeit in der ILE. Bei der Online-Umfrage unter den Bürgern und Bürgerinnen fielen nur wenige negative Schlagworte über die Region, etwa "abgeschieden", "behäbig", "verschlafen" oder "zersiedelt"; dagegen dominierten positive Assoziationen wie "schön", "idyllisch", "lebenswert", "naturverbunden" oder "weinselig".

Begriffe, die die Einwohnerinnen und Einwohner mit unserer Region verbinden. (Foto: Tina Göpfert / Grafik: Büro Futour)

 

Viele Bürger und Bürgerinnen steuerten eigene Vorschläge beim Ideenworkshop der ILE bei. (Foto: Tina Göpfert)
Heike Glatzel präsentierte die von den zuvor befragten Akteuren genannten ILE-Ziele. (Foto: Tina Göpfert)
Die Ergebnisse aus der Online-Umfrage zeigen, was der Bevölkerung in der Region wichtig ist. (Foto: Tina Göpfert / Grafik: Büro Futour)
Viele finden, dass die "Pressegrenze" zwischen den ILE-Gemeinden in Würzburg-Land und Main-Spessart wegfallen sollte. Allerdings besteht wenig Hoffnung, dass dies in den Redaktionen der lokalen Tagespresse Anklang findet. (Foto: Tina Göpfert)

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Charakteristisch für das ILE-Gebiet sind die ausgeprägte landwirtschaftliche Nutzung und die ausgedehnten Naturräume. (Foto: Tina Göpfert / Grafik: Büro Futour)