Auswertung: Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung sind quasi wirkungslos

Um den Verkehr im Bereich Bachwiese / Ärztehaus zu beruhigen, wurde die Zeller Straße im Sommer mit roten Querungshilfen versehen und als 30-Zone ausgeschildert. Die Maßnahmen hatte die Bürgerinitiative Leiser! e.V. angeregt. Doch die Auswertung der Verkehrsdaten ergab jetzt: die Maßnahmen sind so gut wie wirkungslos.

Ralf Pätzold von der Bürgerinitiative erläuterte die Arbeit von Leiser! e.V. bei der jüngsten Bürgerversammlung. Ziel der Initiative ist, den Umgebungslärm durch Verkehr in Margetshöchheim zu reduzieren. Bei der Reduzierung des Fluglärms konnte Leiser! bereits Erfolge erzielen. Zur Reduzierung des Straßenlärms von der Staatsstraße wird ein von Leiser! beantragtes Maßnahmenpaket gerade in den Fachausschüssen des Straßenbauamts bewertet, mit Ergebnissen ist im Dezember zu rechnen. Um den innerörtlichen Verkehr zu beruhigen, wurden ebenfalls Maßnahmen umgesetzt: bei einem Ortstermin hatte der Umweltausschuss rote Querungshilfen und eine durchgehende 30-Zone für Lärmschutz und Verkehrssicherheit beschlossen. Laut Pätzold ist der Bereich um das Ärztehaus "ein Hotspot des Lärms", weil dort die Verkehrsgeräusche von Zeller Straße, Staatsstraße und ICE-Trasse zusammenkommen. Zudem gebe es keine Buchten wie im restlichen Ortsgebiet, sodass "die Leute da regelrecht durchdonnern".

Über 90% der BürgerInnen fahren in der 30-Zone deutlich zu schnell

Vor und nach der Einführung der durchgehenden 30-Zone hatte die Gemeinde Geschwindigkeitsmessungen an Ärztehaus und Bachwiese durchgeführt. Nach der Auswertung der Verkehrsdaten stellte Pätzold auf der Bürgerversammlung "sehr ernüchtert" fest: "Über 90 Prozent halten Tempo 30 nicht ein". Daniel Biermann vom Technischen Bauamt der Gemeinde bestätigt, dass es so gut wie keinen Unterschied bei den gemessenen Geschwindigkeiten vor und nach der Installation der Tempo-30-Schilder und der Querungshilfen gebe: "Die Differenz liegt bei circa einem Prozent", erklärt er. Vor der Aufstellung der Schilder sind 91,3% der Leute zu schnell gefahren, nach Aufstellung der Schilder 90,4%. Die überwiegende Mehrheit fährt im Bereich um das Ärztehaus 40-50 km/h, die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt bei 43 km/h. Im Messzeitraum nach der Beschilderung vom 2. Juni bis 11. Juli (40 Tage) wurden insgesamt 28.894 Durchfahrten registriert (entspricht 722 Fahrten pro Tag), davon sind 24.668 zwischen 40 und 50 km/h gefahren. An die Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 hielten sich lediglich 2.597 Fahrten. Allerdings gab es auch über 1.000 Fahrten, die mit Tempo 60 in der 30-Zone unterwegs waren. Zudem wurden auch Geschwindigkeiten von 70 und 80 km/h gemessen, was Biermann zufolge aber auf Rückkopplungseffekte von der Staatsstraße bei der Messung zurückzuführen ist. Vor einigen Jahren war am Ärztehaus eine Schwelle installiert worden, um den Verkehr zu bremsen. Diese wurde auf Wunsch der AnwohnerInnen aber wieder abgebaut, weil das Abbremsen und Anfahren und das Gerumpel z.B. bei Fahrzeugen mit Anhängern gestört habe, erläuterte der Bürgermeister.

Pätzold zeigte sich ob der Daten "ernüchtert und ein bißchen ratlos, wie es weitergehen soll". Bürgermeister Waldemar Brohm appellierte an alle BürgerInnen, bei sich selbst anzufangen und in der 30-Zone Selbstdisziplin zu üben, um sich auch den Kindern zuliebe an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten: "Wenn Scheckert-Lausrain gebaut ist, lebt in dem Bereich circa ein Drittel der EinwohnerInnen Margetshöchheims und viele Kinder laufen dort zur Schule. Man muss sich vor Augen halten, dass das auch das eigene Kind oder Enkelkind sein könnte." Brohm schlug vor, dass der Bauausschuss zusammen mit dem Verkehrsberater der Polizeiinspektion Würzburg-Land in einer der nächsten Sitzungen nochmal berät, wie das Problem gelöst werden könnte.

Tempo 30 reduziert den Verkehrslärm und kann vor schweren Unfällen schützen. (Foto: Tina Göpfert)