Tosender Applaus für die diesjährigen Prunksitzungen

Für ihre drei Prunksitzungen seit der Pandemie unter dem Motto "Marokkaner Maskenball" stellte der Sängerverein wieder ein hochkarätiges Programm auf die Beine mit Tanzshows, Satire, Musik und mehr. Das Publikum honorierte den Auftakt mit tosendem Applaus.

Nach drei Jahren Pandemie-Pause konnte der dritte Versuch des "Marokkaner Maskenballs" endlich stattfinden. Die letzjährige Alternativveranstaltung des Sängervereins "statt Prunksitzung" im Mai 2022 war zwar ein voller Erfolg, musste aber auf viel Faschingslaune verzichten. Präsident Johannes Ebert berichtete, dass die Alternativshow damals 2.500 Euro in die Kassen spülte, die je zur Hälfte für die ukrainischen Flüchtlinge in der Margetshöchheimer Verbandsschule sowie an ein Hilfsprojekt in der Ukraine gespendet wurden. Zur jetzigen echten Prunksitzung zog das närrische Treiben eine Menge BesucherInnen in die Margarethenhalle, der Saal war bei der ersten Prunksitzung am 28. Januar so gut wie ausverkauft. Sitzungspräsident Ebert führte wieder gewohnt launig durch die Veranstaltung und verkündete zu Beginn gleich ein paar Neuerungen: Um dem internen "Fachkräftemangel" zu trotzen, stellt der Sängerverein das Faschingsprogramm ab sofort gemeinsam mit der Sportgemeinschaft auf die Beine. Und weil Willy Flassig aus Altersgründen aufhörte, ist heuer "Dietmar aus Duttenbrunn" für die musikalische Untermalung zuständig, was er bei der Auftaktveranstaltung souverän meisterte.

Über fünf Stunden lang sorgten über 130 Akteure und Akteurinnen für beste Faschingsunterhaltung. Den Auftakt machten die 23 Mädchen und 2 Jungs der "TanzKitz", die zu poppigen Beats eine gelungene Dinosaurier-Tanzshow darboten. Anschließend zogen die wegen Fachkräftemangel auf sieben dezimierten Schoppenräte in ihr Domizil ein. Danach ging es entspannt weiter mit dem Faschingschor, der stimmgewaltig unter Anderem einen beschwingten Song aus "Die Schöne und das Biest" darbot und auf vielfachen Wunsch noch die beliebte Dorf-Hymne "Marokko, meine Perle". "Ein Lied, das ausdrückt, warum so viele nach Marokko ziehen und nie mehr wegwollen", scherzte Ebert.

Lokalkolorit versprühte in der Bütt auch "Paul" Jungbauer, der während der Pandemie "zum Mann gereift" ist und das Publikum mit den Bürden seines 13-jährigen Teenager-Daseins inmitten einer alternden Gesellschaft zum Lachen brachte, zum Beispiel weil die Rentner und Best-Ager "mit vollem E-Motor-Karacho" am Main entlangbrettern.

Danach eroberten junge Tanztalente die Bühne: die zahlreichen schillernden "Tanzmäuse" sorgten mit ihren "Dancing Queens" und einer ausgefeilten Choreographie nicht nur bei dem gleichnamigen Abba-Song für ausgelassene Stimmung im Saal.

Herzhafte Lacher produzierte danach die Bürgerbus-Besatzung, die die örtlichen Begebenheiten gehörig aufs Korn nahm. Kalauer über die zahlreichen Baustellen ("Du hast des Gefühl, in Marokko scheißt der Teufel immer auf den gleichen Haufen"), "Waldemar den Unvollendeten" und der Glasfaser-Song "Überall nur Löcher hier" mit Ukulele sorgten bei den ZuschauerInnen für eine Lachsalve nach der anderen.

Satirisch wurde es auch bei den vier "Main-Street-Boys", die die Krisen unserer Zeit mit Keyboard und Gesang verulkten. Für schallendes Gelächter und tosenden Applaus im Publikum sorgte der Mainsteg-Song mit dem Refrain "Bis wir über diese Brücke geh'n, wird bestimmt noch sehr viel Zeit vergehn, ist bestimmt die KiTa eingeweiht, steh'n die Enkel mit der Urne schon bereit" und ein Lied auf die neue Kneipe in der Mainstraße, "auf die wir uns schon narrisch freuen". Ob die Fürbitten der Main-Street-Boys erhört werden - dass die CSU die absolute Mehrheit holt, Björn Jungbauer Ministerpräsident wird und die Bauwerke in Marokko irgendwann zum Abschluss kommen - bleibt abzuwarten.

Nach der obligatorischen Schunkelrunde ging es gereimt lustig zu mit den "4 Buben" alias Heinrich Heine, Heinz Erhard, Johann Wolfgang von Goethe und Wilhelm Busch. Mit Zeilen und Strophen wie "Waldemar, Waldemar, meck meck meck - zack war'n die Brückenbauer weg" oder "Willst Marokko du durchwandern, musst du bald mäandern" sorgten die vier Dichter und Denker für schallendes Gelächter im Publikum.

Nach soviel Kopfarbeit waren wieder ein paar treibende Beats nötig: mit ihrer akrobatischen Tanzshow über das "5. Element" heizte die Tanzgruppe "Surprise" mit einer vielseitigen Choreographie und anspruchsvollen Hebefiguren dem Saal so richtig ein.

Anschließend betrat "ein Mann wie ein Baum" die Bühne, "der Ö". Bei seinem satirischen Abriss über so ziemlich alles aus dem Zeit- und Ortsgeschehen blieb beim Publikum kein Auge trocken. "Erst der Scheiß China-Import, dann die Energiekrise und mittlerweile ham sie uns sogar das Licht am Ende des Tunnels ausgeknipst... - und uns in Marokko triffts doppelt: weil unsere Kneipe net fertig wird, kömmer uns des net mal schöntrinken!" oder "Deutschland ist lebenswert - unser Problem ist doch nur, dass wir Politiker ham, die alles dafür tun, dass es net so bleibt" produzierte der "Ö" einen Schenkelklopfer nach dem anderen. Böllerverbot: "Die da oben sind doch nur neidisch, dass wir mehr Munition ham als die Bundeswehr!". Glasfaser: "Bei uns is sogar des schnelle Internet langsam!". Das Publikum johlte und beklatschte die Vorstellung mit tosendem Applaus.

Danach konnten sich die Lachmuskeln bei der hochkarätigen Show der Roten Garde aus Zell entspannen, die nicht nur laut Faschingspräsident Ebert sportlich und tänzerisch in der ersten Klasse spielt. Mit starker Synchronität und mühelosem Spagat brachten die Mädels die Augen mit klassischem Gardetanz zum Leuchten. Zur Verleihung der Orden kam auch der Zeller Faschingspräsident "Mike" mit auf die Bühne.

Auch gute Live-Musik durfte bei der heurigen Prunksitzung natürlich nicht fehlen. "The MainBeat" heizte dem Publikum mit beliebten Coverliedern der 70er und 80er Jahre so dermaßen ein, dass es außer Rand und Band geriet. Ab dem dritten Song, "Whatever you want" von Status Quo, rockte der halbe Saal zwischen den Tischen ab.

Bewegungsfreudig ging es weiter mit einer Tanzgruppe, "bei der ich schon bei der Ansage Schnappatmung kriege", kündigte Präsident Ebert die hochkarätigen "Marokkos" an. Mit ihrem phantasievollen Schautanz rund um das farbenfrohe indische Holi-Fest brachten die Tänzerinnen mit ihren Kostümen, bunten Bändern und Konfettikanone richtiges Bollywood-Feeling in die Margarethenhalle. Die Zugabe tanzten die gelenkigen Damen zu Rockmusik von Queen und Co. Das Publikum feierte die erstklassige Choreografie und die anspruchsvollen akrobatischen Tanzeinlagen der "Marokkos" mit frenetischem Applaus.

Satirischen Lokalkolorit brachte anschließend der "Retzschter Nachtwächter" Elmar Nun mit seiner Abhandlung über das regionale Geschehen in die Prunksitzung. Dass es bei der Weihnachtsfeier des OGV in der Margarethenhalle so kalt gewesen ist, dass sich sogar die Schnitzel zusammenzogen oder die "Baustelle da oben am Berg wie eine Raketenabschussrampe beleuchtet" ist, sodass die ISS über Unterfranken jedes Mal geblendet wird, brachte den ganzen Saal zum Lachen.

Am Ende heizte das Männerballett dem begeisterten Margetshöchheimer Publikum nochmal so richtig ein. Mehr oder weniger anmutig, aber mit viel Herzblut tanzten die Leichtmatrosen, edlen Herren und aufgetakelten Damen in "Svens Knatterkneipe" auf der Reeperbahn zu heißen Beats, bewiesen an der Poledance-Stange akrobatisches Geschick und flitterten sich schließlich als sexy Cheerleader*innen in ein furioses Finale, das den ganzen Saal zum Toben brachte. Die Zugabe-Rufe wollten gar kein Ende mehr nehmen. Als zum Finale nochmal die über 130 AkteurInnen und rund 50 HelferInnen der Prunksitzung mit Sitzungspräsident Johannes Ebert auf der Bühne zusammenkamen, jubelte und klatschte das Publikum lange Standing Ovations für die gelungene Veranstaltung.

 

Als jüngste Akteure begeisterten die "TanzKitz" mit ihrer Dino-Show. (Foto: Tina Göpfert)
Der Faschingschor stimmte für den Maskenball heuer eher ruhige Töne an. (Foto: Tina Göpfert)
Die Bürgerbus-Besetzung sorgte wieder für herzhafte Lacher. (Foto: Tina Göpfert)
Kein Fasching ohne Gardetanz: die Rote Garde aus Zell begeisterte das Publikum mit toller Choreographie. (Foto: Tina Göpfert)
Mit ihren mitreißenden Rock-Covern brachten "The MainBeat" den ganzen Saal zum Toben. (Foto: Tina Göpfert)
Der "Ö" produzierte mit seinem satirischen Abriss einen Schenkelklopfer nach dem anderen. (Foto: Tina Göpfert)
Die anspruchsvolle und perfekt inszenierte Bollywood-Show der "Marokkos" verzauberte das Publikum. (Foto: Tina Göpfert)
Das anmutige Männerballett brachte den Saal endgültig zum Toben.(Foto: Tina Göpfert)
Mit ihrer energiegeladenen Show flitterten sich die Cheerleader*innen in ein furioses Finale und tosenden Applaus. (Foto: Tina Göpfert)
Am Ende gab es von den ZuschauerInnen lange Standing Ovations für die mehr als 130 AkteurInnen der Prunksitzung. (Foto: Tina Göpfert)

Die Mitwirkenden der Marokkaner Prunksitzung:

Faschingschor des Sängervereins: Leitung Tanja Bauer; Tanzkitz: Leitung Verena Herbert, Emma Spindler; Paul Jungbauer; Tanzmäuse: Leitung Nadine Seuffert, Daniela Brümmer; Bürgerbus: Alise Haupt, Brigitte Pauthner, Stefan Herbert; Main-Street-Boys: Klaus Blaß, Fritz Schässburger, Matthias Bittner, Günter Körner; 4 Buben: Ingo Wittstadt, Veit Wittstadt, Georg Blaß, Simon Blaß; Tanzgruppe Surprise: Leitung Heike Zitterbart, Marina Krüger, Lea Kreutzer; Der "Ö" Harald Öhrlein; Rote Garde Zell: Leitung Anika Beyersdorf, Alisa Marie Wagner; MainBeat: Stefan Herbert, Franziska Herbert, Rene Wittstadt, Bernd Vath; Tanzgruppe Marokkos: Leitung Johanna Oppmann, Vera Klos, Christina Lesch; Nachtwächter Elmar Nun; Männerballett: Leitung Christina Lesch, Margaretha Reuther, Julia Schmutzler.