Feuerwehr: mindestens 3 Jahre Lieferzeit für das neue Löschfahrzeug

Die Freiwillige Feuerwehr war letztes Jahr bei 178 Hilfeleistungen im Einsatz. Ihre Fahrzeugflotte muss dringend erneuert werden, das jetzige Löschfahrzeug gehört mit seinen 30 Jahren schon zu den Oldtimern. Ein neues Löschfahrzeug ist bestellt, kommt aber frühestens in drei Jahren.

Auch wenn der Dienst in der Feuerwehr freiwillig ist, gehört es zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde, ihre Floriansjünger adäquat auszustatten. In der Margetshöchheimer Wehr muss die Fahrzeugflotte dringend erneuert werden. Das Hilfeleistungs-Löschfahrzeug HLF 16 / 12 wurde 1995 gebaut und gehört mit seinen 30 Jahren mittlerweile schon zu den Oldtimern. Es muss und soll ersetzt werden. Bis das neue moderne Löschfahrzeug kommt, werden allerdings noch ein paar Jahre ins Land gehen. Die örtliche Feuerwehr hat bereits in der Pandemie 2020 mit den Planungen begonnen und Vorführfahrzeuge besichtigt, berichtet der Erste Kommandant Matthias Kreiner auf Nachfrage. Anschließend folgten Erörterungen mit der Gemeinde, ein recht langwieriger Planungsprozess mit der Regierung von Unterfranken, die das neue Löschfahrzeug als Fördermittelgeber bezuschusst, und komplizierte EU-weite Ausschreibungen.

Im Februar diesen Jahres erfolgten schließlich die Ausschreibungen für das neue Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug HLF 10. Die Gemeinde Margetshöchheim hat die anspruchsvollen Ausschreibungen über ein spezialisiertes Büro abwickeln lassen. Sowas könne man heutzutage auch gar nicht mehr selber machen, weil es so komplex geworden ist, erklärte der CSU-Gemeinderat und Feuerwehrmann Andreas Winkler in der März-Sitzung.

Drei verschiedene Ausschreibungen und lange Lieferzeiten

Kompliziert wird die Sache auch dadurch, dass sich ein Löschfahrzeug aus drei Grundkomponenten zusammensetzt, die jeweils einzeln ausgeschrieben werden müssen: Fahrgestell, Aufbau und Ausstattung. Jede dieser drei Grundkomponenten wird für das Margetshöchheimer Löschfahrzeug von einem anderen Hersteller gefertigt. Im März stimmte der Gemeinderat der Vergabe an den jeweils wirtschaftlichsten Bieter einstimmig zu. Jedes Feuerwehrfahrzeug sei eine Spezialanfertigung, denn jede Feuerwehr brauche "ein bißchen was anderes", berichtet Kommandant Matthias Kreiner. Allerdings sei es "schwer nachvollziehbar", warum die Hersteller nicht zumindest vorgefertigte Grundrahmen anbieten und damit die Produktion vereinfachen (und beschleunigen). Schließlich dürfte es unter den rund 48.000 Feuerwehren in Deutschland genügend geben, die neue Fahrzeuge benötigen. Insgesamt sei die Marktsituation für Feuerwehren "ein bißchen schwierig", so Kreiner. Zudem habe die Bundeswehr kürzlich eine größere Menge an Löschfahrzeugen bestellt. Die Truppe bezieht das Fahrgestell von demselben Hersteller wie die hiesigen Floriansjünger, der Aufbau wird jedoch von einem anderen Hersteller produziert als bei Margetshöchheims neuem HLF 10.

Die genannten Umstände führen zu recht langen Lieferzeiten. Das Fahrgestell für das neue HLF 10 dürfte in circa 9 Monaten fertig sein. Allerdings findet die Baubesprechung für die nächste Komponente - den Aufbau - erst im Frühjahr 2027 statt, erklärt der Erste Kommandant. Die Bestellung muss gut terminiert werden, denn wenn das Fahrgestell fertig ist, aber beim Hersteller des Aufbaus wegen dessen Produktionskapazitäten nur auf Halde steht, verstreicht wertvolle Gewährleistungsfrist. Nach der Fertigstellung des Aufbaus muss noch die Ausstattung mit Schlauchwinden usw. bei einem weiteren Hersteller produziert werden. Die Margetshöchheimer Feuerwehr geht deshalb davon aus, dass sie das neue Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug erst in frühestens drei Jahren erhalten wird. Laut Hersteller kann die Lieferzeit bis zu vier Jahre betragen. Das neue HLF 10 kostet rund 600.000 Euro, die Regierung von Unterfranken gibt 100.000 Euro Zuschuss.

 

Das alte HLF 16 / 12 aus dem Baujahr 1995 muss ersetzt werden. Bis das neue HLF 10 geliefert wird, fließt aber noch eine Menge Wasser den Main runter. (Foto: FFW Margetshöchheim)

 

Geld ist knapp: ein neues Rettungsboot ist vorerst vom Tisch

Auch das Rettungsboot der Feuerwehr müsste erneuert werden. Das alte Schlauchboot hat einen irreparablen Schaden erlitten und dürfte auf Fließgewässern wie dem Main aus rechtlichen Gründen sowieso nicht mehr verwendet werden. Ein neues Feuerwehrboot würde inklusive Trailer rund 90.000 Euro kosten. Angesichts der schwierigen finanziellen Situation wurde im Gemeinderat Anfang des Jahres ausführlich diskutiert, ob ein neues Boot überhaupt Sinn mache, weil die Wasserrettung keine Pflichtaufgabe der Gemeinde ist - pflichtmäßig rücken DLRG und Wasserwacht aus. Die Margetshöchheimer Freiwillige Feuerwehr ist allerdings eine der ganz wenigen in der Region, die Wasserrettungen durchführen und dafür ausbilden kann. Für Gemeinden wie Margetshöchheim und Veitshöchheim, die an einer Bundeswasserstraße liegen, gehören die Brandbekämpfung und Hilfeleistung bei Ölschäden zu den Pflichtaufgaben. Bürgermeister Waldemar Brohm berichtete beim Ortsrundgang der CSU Anfang Mai, dass Veitshöchheim dafür ausgestattet ist. Ein neues Boot für die Margetshöchheimer Feuerwehr sei wegen der knappen Gemeinde-Kassen vorerst vom Tisch und werde nicht vor 2026 in Angriff genommen. Dringlicher ist außerdem ein Ersatz für das Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr - ein 48 Jahre alter Unimog, der noch nichtmal über Sicherheitsgurte verfügt. Der Gemeinderat wird sich in den nächsten Wochen mit dem Thema befassen.

178 Einsätze im letzten Jahr

Die Margetshöchheimer Feuerwehr nimmt ihre vier Hauptaufgaben "Retten, Löschen, Bergen, Schützen" sehr ernst. Im vergangenen Jahr rückten die Ersthelfer der Feuwerwehr durchschnittlich jeden dritten Tag bzw. 132 Mal zu einem medizinischen Notfall aus. Diese First Responder Einsätze machten rund 74 % aller Hilfeleistungen aus. Hinzu kamen 35 Technische Hilfeleistungen etwa bei Unfällen, sowie 8 Brandfälle. Insgesamt hatten die Floriansjünger 178 Einsätze im Jahr 2024. Mit Aus- und Weiterbildungen sorgt die Margetshöchheimer Feuerwehr dafür, dass ihre Mitglieder auf verschiedenste Notsituationen und Szenarien gut vorbereitet sind. Zahlreiche Medaillen und Urkunden zeugen von dem hohen Ausbildungsstand bei den hiesigen Floriansjüngern. Wer die 112 wählt, kann in Margetshöchheim auf schnelle und kompetente Hilfe zählen.

 

Im vergangenen Jahr musste die Feuerwehr mehrere umgestürzte Bäume vom Radweg räumen. (Foto: FFW Margetshöchheim)

 

Auch bei Unfällen ist schnelle Hilfe gefragt. Solche Technischen Hilfeleistungen machten 20 % aller Einsätze aus. (Foto: FFW Margetshöchheim)

 

Realistische Trainings-Szenarien beim BF-Tag

Auch die jungen Leute in der Jugendfeuerwehr engagieren sich auf hohem Niveau, berichten die Jugendwarte Andreas Winkler und Thomas Mülhaupt. Im Frühjahr fand nach drei Jahren wieder ein sogenannter Berufsfeuerwehr-Tag (BF-Tag) statt. Dabei wird die 24-Stunden-Schicht einer Berufsfeuerwehr nachgestellt und die Jugendlichen werden zu fiktiven Übungseinsätzen alarmiert.

Gleich zu Beginn schickte ein ausgelöster Rauchmelder die Jugendlichen und ihre Betreuer zum Sportzentrum; später konnte am Feuerwehrhaus ein Rettungswagen der BRK-Wache Giebelstadt inspiziert werden. Kurz vor der Mittagspause ging es dann in die Nachbargemeinde Zell am Main, um die dortige Jugendfeuerwehr bei einem Wohnhausbrand in der Schulstrasse zu unterstützen. Die Hauptaufgabe der Jugendlichen war die Wasserentnahme aus dem Main und das Verlegen einer Schlauchstrecke zum Brandobjekt. Auch der Nachmittag blieb nicht ruhig, denn der Brand einer Hütte in der Oberen Steigstrasse forderte alle Kräfte. Zudem mussten mehrere "Verletzte" versorgt werden, die von Darstellern des Jugendkonvents gespielt wurden. Weiter ging es zu einer fiktiven Rettung: In einem Keller unter mehreren Fässern begraben, musste in der Dorfstraße eine Person (Übungspuppe) aus ihrer misslichen Lage befreit werden. Nachdem am späten Abend noch ein Flächenbrand am Buchert gelöscht werden musste, blieb die Nacht wenigstens ruhig.

Am nächsten Morgen wurde in der Nähe des Hüttentals eine Person vermisst. Nach ausgiebiger Suche konnte diese unter einem Baum liegend gefunden und befreit werden. Auch musste ein geeigneter Platz für die Landung eines Rettungshubschraubers vorbereitet und ausgeleuchtet werden. Die Jugendlichen meisterten alle Herausforderungen durch kameradschaftliches Handeln mit Bravour und konnten viel Neues dazulernen. Die beiden Jugendsprecher Lorenz Dietrich und Mareike Heemskerk, die heuer in ihren Ämtern bestätigt wurden, sind stolz auf die Leistungen der 13-köpfigen Jugendfeuerwehr. 

Die Jugendfeuerwehr sei eine kleine, aber feine Truppe und freue sich jederzeit über Verstärkung, sagt Jugendwart Winkler. Für die Jungen und Mädchen ist ein abwechslungsreiches Programm mit viel Action in einem sinnstiftenden Engagement geboten. Wer 12 bis 18 Jahre alt ist und Lust hat, das starke Team kennenzulernen oder unverbindlich bei einer Übung mitzumachen, kann Jugendwart Andreas Winkler kontaktieren unter der Tel.: 0179-5056754.

Auch die Aktive Mannschaft freut sich jederzeit über engagierte Menschen. Schon ab 3 Stunden pro Monat (1 Übung) ist ein sinnvolles und sinnstiftendes Engagement in der Feuerwehr möglich - für Frauen und Männer gleichermaßen. Nähere Infos finden Sie unter https://www.feuerwehr-margetshoechheim.de/mitmachen/

 

Ein Intensivtraining in Sachen "Retten, Löschen, Bergen, Schützen" erlebten die Nachwuchskräfte der Jugendfeuerwehr beim 24-stündigen BF-Tag. (Foto: FFW Margetshöchheim)

 

Im ganzen Ortsgebiet wurden von den Jugendlichen realistische Einsätze geübt. Ein Rettungs-Szenario spielte in der Dorfstraße. (Foto: FFW Margetshöchheim)

 

Das Löschen von Bränden, hier ein Mülltonnenbrand im Jahr 2024, gehört zu den Kernaufgaben der Freiwilligen Feuerwehr. (Foto: FFW Margetshöchheim)