Dürre: Dem Margetshöchheimer Wald geht es ziemlich schlecht - derzeit höchste Waldbrandgefahr

Der momentane Wassermangel macht dem Margetshöchheimer Wald schwer zu schaffen. Durch die anhaltende Trockenheit sind wohl schon zahlreiche Bäume und auch Nachpflanzungen abgestorben, sagt der Revierförster. Selbst klimatolerante Baumarten würden schon schwächeln. Die Trockenheit bringt weitere Probleme mit sich: die Waldbrandgefahr steht auf höchster Stufe.

Durch die letzten extrem trockenen Jahre von 2018 bis 2020 habe der Wald bereits "eine lange Patientenakte", sagt Revierförster Wolfgang Fricker. "Die nächsten zwei bis drei Wochen werden entscheidend sein", erklärt er auf die Frage, wie gut der Margetshöchheimer Wald die aktuelle Dürre überstehen wird. Eigentlich ist der Margetshöchheimer Forst als Laubmischwald verhältnismäßig gut gegen den Klimawandel gewappnet (siehe auch Blog-Artikel https://www.margetshoechheim-blog.de/natur-umwelt/231-der-margetsh%C3%B6chheimer-wald-ist-f%C3%BCr-den-klimawandel-gut-ger%C3%BCstet). Doch laut Fricker leiden die Bäume seit Juni an "deutlichem Trockenstreß". Nachdem der Winter zwar klimatisch gut und feucht war, herrschte im März, Mai und Juni schwere Trockenheit in der Region. "So ein Baum braucht 200 Liter Wasser am Tag, eine anhaltende Dürre kann er irgendwann nicht mehr kompensieren", meint der Experte. Speziell Nadelhölzern macht die Trockenheit schwer zu schaffen. Fichten können dem Klimawandel nicht standhalten und sterben reihenweise ab. Im rund 70 Hektar großen Margetshöchheimer Waldgebiet machen sie aber glücklicherweise nur einen winzigen Bruchteil des Bestands aus. In der Bachwiese gibt es eine abgestorbene Fichtenfläche, die der Förster im Herbst mit klimatoleranteren Baumarten nachpflanzen will. Unter Hitze und Trockenheit leidet auch die Kiefer besonders, die zu etwa 20% im Waldgebiet vertreten ist.

Die Fichtenflächen in der Bachwiese sind durch Hitze und Trockenheit bereits abgestorben. Durch die Dürre leiden aber auch klimatolerantere Laubbäume. (Foto: Tina Göpfert)

Auch hitzetolerante Baumarten leiden unter der Dürre

Bedenklich sei aber, dass neuerdings auch relativ hitzetolerante Laubbaumarten wie Buchen, Hainbuchen und Ahorn schwächeln, berichtet der Förster. "Gerade auf den Kuppen, Süd- und Westhängen, da ist es einfach viel zu trocken", so Fricker. Und: "Den Jungkulturen in den umliegenden Gemeinden geht es ganz schlecht". Sogar Nachpflanzungen mit der robusten Libanonzeder, die wegen ihrer Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit als Musterbaum des Klimawandels gilt, stünden schlecht da. Trotz teilweiser Bewässerung werde es bei den Nachpflanzungen insgesamt "gewaltige Ausfälle" geben, prophezeit Fricker. Ein Grund ist, dass Jungbäume während der kritischen Anwachsphase zwei bis drei Jahre brauchen, bis sie ein stabiles, weitläufiges Wurzelwerk ausgebildet haben. In Margetshöchheim wurden Laubbäume wie Mehlbeere, Elsbeere und Nussbaumarten nachgepflanzt, um die Diversifizierung des Waldes zu erhöhen und damit das Risiko von Ausfällen zu verringern. Diese Baumarten stehen aktuell besser da als die Nadelhölzer, doch angesichts der zunehmenden Probleme macht sich der Förster Sorgen. Die Schäden werde man allerdings erst nächsten Mai richtig beurteilen können, wenn die Bäume wieder austreiben - oder eben nicht. "Forstlich macht sich der Klimawandel auf jeden Fall bemerkbar", meint Antje Julke vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Sie wertet unter Anderem die Daten der Würzburger Waldklimastation im Irtenberger Forst aus. Die Messstation zeichnet seit 24 Jahren Temperatur, Niederschlagsmengen und Bodenwassergehalt auf. Zurückrechnen lassen sich die Daten bis in die 1930er Jahre, so Julke. Die aktuelle mangelnde Wasserversorgung spiegele die "klare Tendenz" wieder, sagt sie. Auch der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums zeigt erschreckend plastisch, wie trocken es in der Region und anderen Teilen Deutschlands ist (https://www.ufz.de/index.php?de=37937). In Margetshöchheim trete durch die hohe Sonneneinstrahlung auch Rindenbrand auf, berichtet Förster Fricker. Wenn Bäume absterben, ist der Schaden meist zuerst an der Krone erkennbar. Allerdings könnten auch die Wurzeln absterben, ohne dass das von außen wahrnehmbar sei. "Dann fällt der Baum einfach irgendwann um", so der Förster.

Anschaulich zeigt der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums, wie extrem trocken es momentan ist. (Grafik: Screenshot UFZ-Dürremonitor/ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.)

Höchste Gefahrenstufe 5 für Waldbrände in der Region

Das führt zum nächsten Problem: Totholz. Überall im Wald liegt trockenes Holz von den abgestorbenen Bäumen, berichtet der Förster. Totholz wird bei naturnaher Bewirtschaftung nicht ausgeräumt, weil es aus ökologischer Sicht sehr  wichtig für die Artenvielfalt ist. Zahlreiche Tierarten finden im toten Holz Nahrung, Behausung oder eine gute Kinderstube. Dazu kommen etliche andere Organismen wie Flechten oder Pilze, die für das Ökosystem Wald eine wichtige Rolle spielen. Problematisch ist das viele Totholz aber, wenn das Risiko von Waldbränden wie jetzt aktuell auf der höchsten Gefahrenstufe 5 steht. Aktuell werden die Waldgebiete wegen der Waldbrandgefahr kontrolliert: "Bei Warnstufe 5 ist die Luftbeobachtung regelmäßig unterwegs", erläutert der Förster.

Totholz ist ökologisch wertvoll, macht aber Probleme

Das Totholz bringt noch weitere Schwierigkeiten mit sich. Zum einen können die abgestorbenen Bäume keine Nährstoffe mehr aus dem Boden ziehen, zum anderen kann die Sonne stärker auf den Boden einstrahlen und diesen noch mehr erwärmen. Zudem kann die Zersetzung des Holzes zu Nitratbildung im Boden führen, was wiederum für Probleme beim Grundwasser sorgen kann. In Margetshöchheim sind die Nitratwerte im Trinkwasser teilweise kritisch. Nitrat kann im Wald allerdings auch entstehen, wenn der Stickstoffeintrag aus der Luft so hoch ist, dass die Bäume die Menge nicht mehr abpuffern können. Laut Bayerischer Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) sind die Stickstoffeinträge aus der Luft in Bayern schon seit Jahren hoch; der größte Teil entsteht durch den Verkehr und die Landwirtschaft. Von den 19 Waldklimastationen in Bayern verzeichnet die Hälfte der Messstationen eine Überschreitung kritischer Werte, so das LWF (weitere Informationen unter https://www.lwf.bayern.de/boden-klima/stoffhaushalt_waldernaehrung/191634/index.php). Das Amt nimmt an, dass bereits ein Viertel der bayerischen Wälder erhebliche Mengen Nitrat aus dem Boden abgibt, weil die Sättigungsgrenze an Stickstoff überschritten ist.