XL-Wespennest in Wohnhaus gefunden und nach dem Auszug der Tiere geborgen

Den ganzen Sommer über wunderte sich ein Hausbesitzer in der Friedenstraße, dass ständig eine große Anzahl Wespen um sein Hausdach schwirrte. Die schwarz-gelben Tiere machten glücklicherweise keine Probleme und es gab auch keine Angriffe, doch der Eigentümer wollte der Sache auf den Grund gehen und die Ursache finden. In einem breiten Hohlraum zwischen seinem Hausdach und einem Kniestock (Wand unterhalb der Dachschräge) fand er dann des Rätsels Lösung: an einem der Dachbalken hing ein bewohntes XL-Wespennest. Der verhältnismäßig große Koloss misst rund 60 cm im Durchmesser und ist fast ebenso lang.

Praktisch für uns Menschen: Wespen ziehen jeden Herbst wieder aus

Den kunstvollen Bau errichten die staatenbildenden Wespen aus organischer Zellulose von morschem Holz; das Material ist dünn wie Seidenpapier und zerfällt sehr leicht. Von außen wirkt die Struktur schuppenartig, im Inneren sind die Waben angeordnet - ähnlich wie man es von den Bienen kennt. Je nach Wespenart können mehrere Hundert bis Tausend Tiere mit ihrer Königin in einem Nest zusammenleben. Doch im Unterschied zu den Bienen überwintern Wespen nicht: Vor dem Wintereinbruch zieht der ganze Staat zum Sterben aus, nur die Königin überwintert an einem lauschigen Plätzchen außerhalb des Nests und baut im kommenden Frühjahr wieder einen neuen Hofstaat auf.

Deutlich ist der "Schlot" zu erkennen, mit dem die Wespen ihr Nest am Dachbalken befestigt haben. (Foto: Hans Rodenburg)

Weil Wespen in der Natur eine wichtige Funktion erfüllen - sie "räumen auf", indem sie totes und faulendes organisches Material von Pflanzen und Tieren fressen - wartete der Hausbesitzer mit der Entfernung des Nests, bis die Tiere im Dezember ihr Bauwerk verlassen hatten.

Bei dem großen Wespennest ist die kunstvolle Struktur aus hauchfeiner Zellulose erkennbar. (Foto: Tina Göpfert)

Den leeren Bau übergab er schließlich Angela Marquardt und Hans Rodenburg, die in Margetshöchheim Bienenvölker halten und sich daher auch mit Wespen etwas auskennen. "So ein großes Wespennest habe ich noch nie gesehen", staunt Marquardt. Sie möchte den kunstvollen Bau gerne zu Anschauungszwecken an die Schule übergeben.

So hing das große Wespennest unter dem Dach. (Foto: Hans Rodenburg)

Bemerkenswert ist, dass sich die Wespen mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen problemlos durch die Dachisolierung aus Styropor fressen konnten, um zu ihrem Unterschlupf zu gelangen. Bei organischen Dämmstoffen wie Steinwolle schaffen die Tiere das nicht. Folglich wird auch der Lebensraum von Wespen durch die veränderte Bauweise des Menschen ohne zugängliche Hohlräume im Dachgebälk immer kleiner. Dass der Margetshöchheimer Hausbesitzer mit der Entfernung des Nests bis zum Wintereinbruch gewartet hat, ist somit ein kleiner, aber löblicher Beitrag zum Tierschutz.

Einen interessanten Artikel über Wespen finden Sie auf Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Echte_Wespen