Als grüne Oase und Begegnungszentrum mitten im Altort soll das ehemalige Klostergelände zu einem Herzstück Margetshöchheims werden. Mit den Gemeinderäten und Vereinen fand kürzlich eine erste Ideenwerkstatt für das künftige Bürgerhaus statt. Auch die Öffentlichkeit soll noch einbezogen werden. Mit einem Baubeginn des teuren Projekts ist frühestens 2030 zu rechnen.
Bürgerhaus, Begegnungszentrum, Dorfgemeinschaftshaus: aus dem ehemaligen Maria-Stern-Kloster hinter der Pfarrkirche soll in nicht allzu ferner Zukunft ein neues Herzstück des Margetshöchheimer Altorts werden. Die Gemeinde konnte das weitläufige Areal nach über 10 Jahren zäher Verhandlungen im Dezember 2023 für 220.000 Euro von der Kath. Kirchenverwaltung mit Zustimmung der Diözese Würzburg erwerben und will es in den kommenden Jahren zu einem zentralen Begegnungsort umgestalten. Zudem soll auf der Fläche mit drei großen Gebäuden, einem kleinen Gebäude und großem Klostergarten endlich eine barrierefreie Querverbindung zwischen der Gartenstraße und der Mainstraße hergestellt werden, sodass alle zentralen Einrichtungen wie Rathaus, Rathaushof, Bücherei und Kirche bzw. Pfarrheim für alle Bürger und Bürgerinnen leicht zugänglich sind.
Gebäudekomplex aus mehreren Epochen
Seit dem Auszug der Klosterschwestern im Jahr 2003 steht der Gebäudekomplex größtenteils leer, technische Anlagen und die Innenausstattung sind völlig veraltet. Derzeit wird ein Teil des Ensembles mangels Alternativen vom Jugendkonvent und vom Musikverein genutzt, zudem sind in einem Trakt das Pfarrheim und die katholische öffentliche Bücherei untergebracht. Dabei besticht das alte Gemäuer vor Allem durch seine schlechte Zugänglichkeit und das staubige Flair. Der erste Gebäudeteil - das einstige Kloster bzw. Schwesternwohnheim mit "Kinderbewahranstalt" - wurde um 1865 errichtet; im Jahr 1900 wurde die angrenzende Scheune ausgebaut und fungierte als Mädchenschule; schließlich wurde im Jahr 1952 die Pfarrkirche erweitert; im Zuge der Baumaßnahmen ließ man das Kloster der Sternschwestern samt Kindergarten ein Stück nach Westen versetzen und dort größer neu bauen. Im Jahr 1976 wurde schließlich das Pfarrheim errichtet. Somit atmet der Gebäudekomplex viele Jahrzehnte Baugeschichte.

Erste Akteurswerkstatt fand im Mai statt
In den kommenden Jahren soll das ehemalige Kloster zu neuem Leben erweckt werden und wieder eine zentrale Rolle in der Dorfmitte spielen - nicht mehr als Kindergarten, sondern als Zentrum für die Bürger und Bürgerinnen. Ende Mai fand zur Ideensammlung eine erste "Akteurswerkstatt" im Pfarrheim statt. Anwesend waren die Bürgermeister, zahlreiche Gemeinderäte aller drei Fraktionen sowie Vertreter von Vereinen und Pfarrgemeinde. Teil nahmen außerdem Verwaltungsleiter Marcel Holstein, der für die Anträge verantwortlich sein wird, sowie Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken, der die Fördermittel der Städtebauförderung verantwortet. Damit die anspruchsvolle Projektplanung von Anfang an fachlich gut begleitet wird, organisierte Architekt Stefan Schlicht vom Architekturbüro Schlicht Lamprecht Kern aus Schweinfurt mit seinem Team die "Akteurswerkstatt"; Schlicht führt seit vielen Jahren die Sanierungsberatung für die Gebäude im Margetshöchheimer Altort durch und ist Experte für die Weiterentwicklung historischer Bausubstanz. Der Architekt hatte zur Veranschaulichung aufbereitete Bestandspläne des Gebäudekomplexes dabei und moderierte die Veranstaltung.
Ein Bürgerhaus mit vielfältigen Nutzungen
Im Vorfeld zur ersten "Akteurswerkstatt" hatten die Bürgermeister und die Gemeinderäte bereits Ideen gesammelt, welche Nutzungsmöglichkeiten das alte Klostergelände als "Bürgerhaus" oder "Dorfgemeinschaftshaus" künftig bieten könnte. Zentrale Aspekte im Bereich "Treffpunkt, Soziales und Kultur" waren: Vereins- und Gruppenräume für 20-30 Personen mit Mehrfachnutzung ( Seniorentreff, Krabbelgruppe, Tagesmütter, Jugend, Vereinsräume, Proberäume, Werkstätten für Repair-Café, Freie Räume) // Bücherei mit Café und Aufenthaltsmöglichkeit // Bürgercafé // Bürgersaal mit Mehrfachnutzung für 100-120 Personen (Ausschank, Catering-Möglichkeiten, öffentl. und priv. Nutzung) // Pfarrheim // Technikräume // Büroräume // Lagerräume // Archivräume für Vereine und Gemeinde // Trausaal für standesamtl. Trauungen. Aus städtebaulicher Sicht wesentlich waren: Gestaltung des Klostergartens als zentralem Grünraum bzw. Bürgergarten // Wegeverbindung und Barrierefreiheit // Organisation des ruhenden Verkehrs bzw. Parken // Verbindung zum Rathaushof. Auch das Thema Wohnen im Klostergarten bzw. Mehrgenerationenhaus kam zur Sprache; es wurde in bisherigen Gemeinderatssitzungen sowie in der ersten "Akteurswerkstatt" in diesem Mai sehr kontrovers diskutiert, laut Bürgermeister Waldemar Brohm könnten Wohneinheiten zur Finanzierung des Millionenprojekts jedoch eine wichtige Rolle spielen. Wohnen im Klostergarten ist als mögliche Option bereits im 2013 erstellten Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) der Gemeinde aufgeführt (nachzulesen auf Seite 100 unter https://www.margetshoechheim.de/fileadmin/Gemeinde/Dateien/Altortsanierung/2013-02-19_Abschlusspraesentation_im_Gemeinderat.pdf).
"Bei der Umgestaltung des Klostergeländes brauchen wir drei Dinge: ein bauliches Konzept, ein Betreiberkonzept und ein Finanzierungskonzept", erläuterte Brohm in der Akteurswerkstatt. Bei dem Treffen mit Bürgern und Bürgerinnen aus Margetshöchheimer Gruppierungen ging es nur um die Ideensammlung zur baulichen Konzeption. Ziel ist, dass im ehemaligen Kloster Räumlichkeiten entstehen, die alle Vereine und Organisationen unabhängig von Altersstruktur oder Gruppengröße gut nutzen können. Außerdem sollen offene Begegnungs-Räume für alle entstehen. Möglich wären demnach Räume, die mit Trennwänden variabel aufteilbar sind. Das Herzstück des neuen Gebäudes soll die Öffentliche Bücherei mit integriertem Café und Außenzugang werden. Eine Bücherei sei nach dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz ein ganz wichtiger "Dritter Ort" in der Dorfgemeinschaft, erklärte Architekt Stefan Schlicht. Man müsse jedoch darauf achten, dass keine Konkurrenz zu vorhandenen Strukturen wie Gastronomiebetrieben entstehe. Ganz oben auf der Wunschliste zahlreicher Vereinsvertreter stand eine Küche bzw. Teeküche. Das Repair-Café wünscht sich Werkstatträume. Der Außenbereich soll keinen Spielplatz beherbergen, sondern nur einzelne Spielmöglichkeiten wie einen Sandkasten bieten. Die anwesenden Jugendlichen wünschten sich eine Grillstelle im Außenbereich.
Historische Bausubstanz soll möglichst erhalten werden
Das Gebäude wird selbstverständlich barrierefrei umgebaut. Wie ein barrierefreier Weg zwischen Gartenstraße, Klostergarten und Rathaushof hergestellt werden kann, soll noch erarbeitet werden; wegen der unterschiedlichen Höhenlagen wird es vermutlich nicht ganz so einfach. Wichtig ist dem Architekten Stefan Schlicht zudem, dass möglichst viel historische Bausubstanz erhalten bleibt. Einzelne Gebäudeteile würden trotz des "rustikalen Umgangs" in den letzten Jahrzehnten eine "unheimliche Qualität" mit vielen tollen Details aufweisen, die kein Neubau bieten könne.
Vorerst hat die Gemeinde kein Geld für das Millionenprojekt
Nun sind die Gruppierungen aufgefordert, ihren räumlichen und zeitlichen Bedarf für die nächsten Planungen zu konkretisieren. Im Juli findet eine erste Besichtigung des alten Klostergeländes mit den Gemeinderäten und Vereinsvertretern statt; da manche Gebäudeteile baufällig sind, findet die Begehung aus Sicherheitsgründen nur mit wenigen Personen statt. Perspektivisch sollen auch die Bürger und Bürgerinnen in den Planungsprozess einbezogen werden. Ziel ist am Ende ein tragfähiger städtebaulicher Entwurf. Mit das Schwierigste an dem Millionenprojekt dürfte die Finanzierung werden, denn die Gemeindekassen sind leer und keine Goldesel in Sicht. Selbst mit hoher Förderquote aus der Städtebauförderung bleibe "ein erklecklicher Betrag" an der Gemeinde hängen, so Bürgermeister Brohm. Im Gespräch ist eine Co-Finanzierung durch die katholische Pfarrgemeinde. Da mit einem Baubeginn frühestens 2030 zu rechnen ist, bleiben für ein tragfähiges Finanzierungskonzept auf jeden Fall noch ein paar Jahre Zeit.

Das brachliegende Areal des alten Klostergeländes bietet großes Potenzial für die Entwicklung des Margetshöchheimer Altortes. Mit einem Baubeginn ist erst um 2030 zu rechnen. Hier die Ansicht von ehemaligem Schwesternwohnheim (links) und Pfarrheim (rechts). (Foto: Tina Göpfert)

Der Blick von der Gartenstraße auf den alten Klostergarten und den ehemaligen Kindergarten. Das gesamte Areal soll ein neues Herzstück des Margetshöchheimer Altortes werden. (Foto: Tina Göpfert)