Wie problematisch ist die Glasfaser-Verlegung im Wasserschutzgebiet für die Nitratwerte?

Dass ein Bodenumbruch Nitrat freisetzen kann, welches anschließend mit dem Regen ins Grundwasser ausgewaschen wird, sorgt in Margetshöchheim mit seinem Nitratproblem für zahlreiche strenge Regelungen. Aktuell wird parallell zur Staatsstraße St2300 die neue Glasfaser-Leitung von Erlabrunn und Margetshöchheim verlegt - dabei werden auch Wasserschutzzonen gequert.

In der Wasserschutzzone Sandflur dürfen maximal 25 Bäume pro Jahr neu gepflanzt werden, um übermäßigen Grünlandumbruch zu vermeiden. Aktuell wird parallell zur Staatsstraße St2300 die neue Glasfaser-Leitung von Erlabrunn und Margetshöchheim verlegt - dabei werden auch Wasserschutzzonen gequert. Das Landratsamt hat der Verlegung - unter strengen Auflagen, weil es sich um Gebiete der Trinkwassergewinnung handelt -  bereits zugestimmt, gab Zweiter Bürgermeister Norbert Götz (CSU) in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt.

Soweit möglich, verlegt die Deutsche Glasfaser GmbH in einem Graben von 60 cm Breite und rund 80 cm Tiefe im sogenannten Pflugverfahren. Sind Bäume, Wurzelwerk, Versorgungsleitungen oder Ähnliches im Weg, kommen je nach Situation aber auch andere Verfahren zum Einsatz.

Aktuell gliedert sich der sogenannte "Backbone" (Leitungsweg) zwischen Margetshöchheim und Erlabrunn in folgende Abschnitte:

Parallell zur St2300 wird die neue Glasfaser-Leitung (im Plan rot bzw. blau) für Highspeed-Internet verlegt. (Grafik: Deutsche Glasfaser)

Bereich Mhh Wasserschutzzone II        ca. 530,00 m Länge
Bereich Mhh bis Gemarkungsgrenze     ca. 270,00 m Länge
Bereich Erlabrunn bis Ortseingang        ca. 920,00 m Länge

Anschließend folgen ab Mitte Mai die Verlegearbeiten im zweiten Backbone von der Kreuzung St2300 zu den Reutfeldern in folgenden Abschnitten:

Bereich durch Wasserschutzzone IIIa    ca. 230,00 m
Bereich durch Wasserschutzzone IIIb    ca. 1,47 km

Insgesamt wird im Wasserschutzgebiet also auf einer Länge von 2,2 Kilometern Boden umgebrochen. Wie hoch die Gefahr einer Nitratfreisetzung durch die Baumaßnahmen in den Wasserschutzzonen sind, lasse sich leider nicht genau sagen, sagt der Trinkwasserbeauftragte der Gemeinde, Peter Etthöfer. Er sieht den Bodenumbruch kritisch. Allerdings sei es beim Grundwasser grundsätzlich nicht möglich, vorherzusagen wo, wie und wann sich welche Maßnahmen bemerkbar machen würden, weil das Wasser nach der Versickerung im zerklüfteten Muschelkalk unergründliche Wege nehme, die man nicht nachvollziehen könne. Auch unerwartete Aufwärts-Bewegungen seien möglich, so Etthöfer. Deshalb gilt beim Trinkwasser nicht 'Was oben reinkommt, kommt am Brunnen wieder raus'.

Ob der Bodenumbruch für die Verlegung der Glasfaser Auswirkungen auf den Nitratgehalt hat, wird man vermutlich nie herausfinden können. Heiko Lukas, Sachverständiger im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Würzburg, ist mit der Margetshöchheimer Trinkwasserproblematik schon lange vertraut und diesbezüglich enger Kooperationspartner von Etthöfer und Bürgermeister Brohm. Er sieht den Bodenumbruch nicht so dramatisch, weil die umgebrochene Fläche gemessen am rund 200 Hektar großen Trinkwasser-Einzugsgebiet verhältnismäßig klein ist. Und den weitaus größten Einfluss auf die Nitratwerte hätten ohnehin Trockenheit, Wassermangel und die damit einhergehende geringe Grundwasserneubildung, sagt er. Zudem gebe es Maßnahmen, mit denen sich eine Nitratfreisetzung minimieren lasse: etwa das Arbeiten in der regenarmen Zeit, die umgehende Wiederverfüllung bzw. Abtransport von Bodenaushub oder der Anbau von schnellwachsenden Zwischenfrüchten wie Senf im ersten Jahr der Baumaßnahme. In der Gemeinderatssitzung merkte Gemeinderat Simon Haupt (CSU) an, die Erdbewegung in der Wasserschutzzone für die Verlegung von Glasfaser sei weitaus höher als die, die bei einer Bebauung des Zeilwegs anfallen würde. Gerhard von Hinten, Fraktionsvorsitzender der MM, widersprach dieser Darstellung. Die betroffene Fläche in der Wasserschutzzone sei relativ klein und nicht so tief; am Zeilweg hätte man dagegen dauerhaft einen großen Aufbruch.