Das Baugebiet Scheckert-Lausrain soll eine ökologische und soziale Ausrichtung bekommen

Mit den Flächen am Scheckert-Lausrain wird in Margetshöchheim erstmals seit Jahrzehnten wieder ein größeres Baugebiet ausgewiesen. Nach dem Willen des Gemeinderates soll dort aber nicht 08/15 gebaut werden, sondern mit ökologischer und sozialer Komponente. Ein erster Beschluss wurde bereits gefasst.

Im Oktober 2021 hatten sich die Gemeinderäte in einem Workshop intensiv mit den Planungen zum neuen Baugebiet befasst. Für dieses Brainstorming hatte das Planungsbüro Haines Leger drei Varianten ausgearbeitet, wie das Areal theoretisch bebaut werden könnte - von der Anzahl und Art der Gebäude über die Verkehrserschließung bis hin zur Wasser- und Energienutzung. Anschließend wurden die Entwürfe von den GemeinderätInnen intensiv diskutiert und ergänzt. Aus den Vorschlägen arbeitete das Planungsbüro danach einen städtebaulichen Entwurf aus. In der Januar-Sitzung lobten die GemeinderätInnen das gut umgesetzte Konzept und beschlossen einstimmig, dass es als Grundlage für den künftigen Bebauungsplan dienen soll.

Das Baugebiet Scheckert-Lausrain umfasst circa 20.000 qm. Davon gehören der Gemeinde durch Zukäufe bzw. Umlegung rund 50%, die andere Hälfte wird privat bebaut. Wichtig war den GemeinderätInnen wie schon beim Baugebiet "Birkäcker" der soziale Aspekt. Ähnlich dem damals praktizierten "Einheimischenmodell" sollen Bauplätze am Scheckert-Lausrain im "Ansiedlungsmodell" anhand eines Punktesystems vergünstigt vergeben werden - Kriterien sind z.B. Ortsansässigkeit, Obergrenzen beim Einkommen und ehrenamtliches Engagement. Der 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Peter Götz, regte in der Februar-Sitzung des Gemeinderates außerdem an, beim Punktesystem auch die Mitgliedschaft in der Feuerwehr zu berücksichtigen, da immer mehr Feuerwehrleute wegziehen müssten, weil sie in Margetshöchheim keinen geeigneten Wohnraum mehr fänden. Insgesamt werden im neuen Baugebiet circa 100 Wohneinheiten entstehen, verteilt auf Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Mehrfamilienhäuser. Auch ein Mehrgenerationenhaus ist von einem Eigentümer geplant. Bei einer durchschnittlichen Belegung mit 2,5 bis 3 Personen pro Wohneinheit entspricht das rund 300 Einwohnern. Zudem plant auch der Eigentümer des angrenzenden Götz-Areals, zahlreiche neue Wohneinheiten zu schaffen. Am Ende dürften mehr als 10% aller MargetshöchheimerInnen im Scheckert-Lausrain wohnen.

Der städtebauliche Entwurf des Büros Haines Leger zeigt, wie es am Scheckert-Lausrain in etwa aussehen könnte. Der Entwurf ist jetzt die Grundlage für weitere Beschlüsse. (Grafik: Planungsbüro Haines Leger)

Das erfordert auch eine kluge Verkehrsplanung. Lärmschutzmaßnahmen sind wegen der Immissionen von Staatsstraße und Bahntrasse nötig. Im Wohngebiet selbst favorisieren die GemeinderätInnen eine ringförmige Straße, die durch zwei kreuzende Wege ergänzt wird. Dabei soll ein von Bäumen gesäumter wassergebundener Weg von der Einfahrt ins Wohngebiet bis zum grünen Ortsrand die "Sichtachse" prägen. Für eine gute Anbindung an das Ärztehaus sowie den Wiesenweg sollen neue Treppen und Fußwege sorgen. Wie Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) in der Januar-Sitzung berichtete, stünden diesbezüglich die Planungen des Eigentümers vom Götz-Areal im Einklang mit der Gemeinde. Parkmöglichkeiten sollen durch Tiefgaragen und Stellplätze entstehen, zudem könnten an der Straße "Am Scheckert" eventuell Parkplätze und Ladesäulen geschaffen werden. Von großer Bedeutung wird die Anbindung des Wohngebiets an die Staatsstraße sein. Weil mit mehr Verkehrsaufkommen zu rechnen ist, wird die Kreuzung von der St2300 nach Margetshöchheim Süd komplett neu geplant, um eine direkte Zufahrt zu schaffen. Mögliche Varianten wären ein Kreisverkehr (der aufgrund seiner Dimensionen eher unwahrscheinlich ist), eine Linksabbiegespur mit Unterführung für Fußgänger oder eine Linksabbiegespur mit Ampel. Für Fußgänger und Radfahrer ist eine Unterführung von der (dann barrierefreien) Bushaltestelle Bachwiese zum Mainradweg angedacht. Wie die Zufahrt zur bzw. von der St2300 realisiert werden kann, entscheidet letztlich das Straßenbauamt. Diesbezügliche Gespräche laufen bereits.

Ein besonderes Augenmerk liegt beim neuen Baugebiet auf dem Thema Ökologie. Der Gemeinderat hatte sich explizit gewünscht, dass umweltbezogene Aspekte bei der Planung von Park- und Verkehrsflächen, der Wohnraumstruktur, der Entwässerung und Energiegewinnung berücksichtigt werden. Auf dem Planungsgebiet sind 48 Bäume kartiert, diese sollen größtenteils erhalten und durch Nachpflanzungen ergänzt werden. An der Einfahrt zum Wohngebiet sollen das "Baumtor" und eine als Biotop geschützte Hecke erhalten bleiben. Der jetzige Feldweg in Richtung Norden soll als wassergebundener Weg die "Sichtachse" in die Natur beibehalten. Zwischen den Gebäuden sind zahlreiche Grünflächen, teils mit öffentlicher bzw. "halböffentlicher" Nutzung vorgesehen. Teilweise begrünte Fassaden und Dächer sollen die Artenvielfalt und ein ausgeglichenes Mikroklima fördern. Regenwasser soll über Rigolen versickert und gesammelt werden, auch ein naturnaher Regenwasserteich am südöstlichen Rand des Wohngebiets ist vorgesehen. Über die Nutzung von Grauwasser (leicht verschmutztes Abwasser aus Spüle, Dusche, und Waschbecken) will sich der Gemeinderat ebenso weiter Gedanken machen, wie über die Nutzung von Solarenergie, Nahwärme, Geothermie, Car-Sharing etc. Im Bebauungsplan kann einiges verpflichtend festgelegt werden. Dabei strebt der Gemeinderat eine gute Kooperation mit den privaten Grundstückseigentümern an, die etwa die Hälfte der Flächen besitzen. Laut Bürgermeister Brohm sollen erste Festsetzungen im Entwurf des Bebauungsplans ausgearbeitet werden; anschließend wird dieser Entwurf im Bauausschuss beraten, um "erste Stolpersteine auszuräumen". Am Ende fasst der Gemeinderat einen Bebauungsplanbeschluss, danach werden die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange eingeholt. Parallel dazu soll mit dem Vermessungsamt eine freiwillige Umlagevereinbarung gestartet werden, was laut Bürgermeister beim Baugebiet Birkäcker sehr gut funktioniert habe und das Umlegungsverfahren spare. Ziel ist, dass es 2023 einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan für das Wohngebiet Scheckert-Lausrain gibt.

Mehrere Varianten zeigen, wie die bisher unglückliche Zufahrt von der Staatsstraße Richtung Scheckert gelöst werden könnte. (Grafik: Haines Leger Planungsbüro)