Neue Hiobsbotschaften: die Generalsanierung der Schule hat mit großen Problemen zu kämpfen

Nach dem Bau-Drama am Höchheimer Mainsteg ereilten den Schulverband jetzt erste Hiobsbotschaften über die Generalsanierung und Erweiterung der Grund- und Mittelschule. Stark gestiegene Materialpreise und fehlende Fachfirmen setzen dem größten Bauprojekt im Landkreis zu. Zudem sorgt die Beheizung für Probleme.

Zwar gehen die Baumaßnahmen sichtlich gut voran, doch die Generalsanierung und Erweiterung der Margetshöchheimer Grund- und Mittelschule wird derzeit von vielen Problemen begleitet. In der jüngsten Sitzung des Schulverbands kamen diverse Schwierigkeiten auf den Tisch, angefangen von einer Übergangsheizung während des Umbaus bis hin zu fehlenden Angeboten von Fachfirmen. Die Bürgermeister der Schulverbandsgemeinden Margetshöchheim, Erlabrunn, Leinach und Zell hatten etliche Beschlüsse zu treffen.

Das Heizkonzept musste überarbeitet werden

Zum Beispiel den, dass die Schulturnhalle mit einer Interimslösung beheizt werden muss, weil sie wegen der Bauarbeiten am Verwaltungstrakt nicht an den bestehenden Heizkessel angeschlossen werden kann. Für die Versorgung der Turnhalle und Turnhallennebenräume ist deshalb eine mobile Heizzentrale auf Heizölbasis mit einer Leistung von 100 KW eingeplant. Um die Turnhalle mit Wärme zu versorgen, werden an den mobilen Wärmeerzeuger später zwei Umluftgeräte angeschlossen, welche auf der Tribüne platziert werden. An die Heizzentrale werden ebenfalls die Nebenräume der Turnhalle angeschlossen. Dafür können die bestehenden Leitungen im Bestand genutzt werden. Weil die drohende Gasknappheit aktuell zu „Hamsterkäufen“ bei alternativen Brennstoffen wie Heizöl führt, musste laut Schulverband rasch gehandelt werden; die mobile Heizzentrale wird von August 2022 bis April 2023 im Zuge des Schulunterhalts gemietet. Da die Interimsheizung der Turnhalle hohe Kosten verursacht, sollen die Heizzeiten aber möglichst kurz gehalten werden; wahrscheinlich muss die Nutzung der Turnhalle für die Mitti und den Vereinssport gekürzt oder eingestellt werden. Interimslösungen sind nicht förderfähig und daher vom Schulverband zu tragen. Bei Änderungen oder Problemen bei der Umsetzung der Interimsbeheizung werden nach einem neuen Beschluss außerdem der 1. Schulverbandsvorsitzende Waldemar Brohm und das Technische Bauamt ermächtigt, bei einem dringenden Bedarf einen Mietvertrag für zusätzliche mobile Heizgeräte, im Zuge des Schulunterhalts, abzuschließen.

Auch über die Beheizung des fertigen Schulgebäudes musste sich der Schulverband neu Gedanken machen. Angesichts der Energiekrise kam eine reine Gasversorgung wie bisher nicht mehr infrage, die Planung der Heizung musste laut Architektin Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt der Gemeinde komplett überarbeitet werden. Die Lösung: eine Heizung mit zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen in Kombination mit einem Gas-Brennwertkessel mit 200 kW. Ein Kessel mit höherer Leistung zur Ausfallsicherheit hätte großangelegte, teure Umbaumaßnahmen nötig gemacht und wurde daher verworfen. Zudem kann die Versorgung bei der gewählten Variante über einen bestehenden Kessel erfolgen. Das System mit den beiden Wärmepumpen hat allerdings kleine Nachteile: die Pumpen arbeiten nur bis etwa -3°C effizient, bei tieferen Temperaturen steigt der Stromverbrauch. Bei Vereisung der Pumpen muss ein Abtauprozess laufen, was ebenfalls die Effizienz schmälert und zu einem kurzfristigen Absinken der Raumtemperaturen führen kann. Weil die Variante aber die gesamte Heizlast der Schule deckt und bei steigenden Gaspreisen kostengünstiger wäre als alternative Modelle, entschied sich der Schulverband einstimmig für diese moderne Kombination.

Zudem muss auch beim Wassermanagement nachgebessert werden: Da nach der Fertigstellung der Generalsanierung auch die versiegelten Bereiche der Außenanlage entwässert und in die Kanalisation eingeleitet werden müssen und sich die Bemessungswerte für Starkregenereignisse insgesamt erhöht haben, ist die berechnete Abflussleistung in den öffentlichen Kanal deutlich höher als im Bestand. Die nötige Leitung würde allerdings die Kapazitäten im Kanal übersteigen, deshalb muss eine andere Lösung gesucht werden. Angedacht ist jetzt, einen Teil des Regenwassers in größeren oder mehr Zisternen als bisher geplant abzuführen; dazu sind neue Planungen einer Fachfirma nötig.

Der Plan für die Generalsanierung und Erweiterung der Schule in der Draufsicht. Die Maßnahmen sind in 5 Bauabschnitte eingeteilt; BA I (grün) = Verwaltungstrakt; BA II (pink) = Grundschule; BA III (türkis) = Mittelschule; BA IV (gelb) = Mittelschule; letzter BA V (lila) ist die Turnhalle, die im August 2026 fertig werden soll. Das Bestandsgebäude im grünen 1. Bauabschnitt wurde bereits abgebrochen. (Grafik: Gemeinde Margetshöchheim)

Größte Probleme bei der Generalsanierung und Erweiterung der Schule verursacht derzeit aber die Lage der Bauwirtschaft. Neue Zahlen des ifo Instituts (Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.) vom Juni diesen Jahres belegen, wie sehr die Branche aktuell zu kämpfen hat: demnach mussten 11,5 Prozent der Hochbau-Firmen Projekte stornieren, 47,1% der Firmen kämpfen trotz prall gefüllter Auftragsbücher mit Lieferengpässen und Materialmangel. In der Elektroindustrie klagen laut ifo-Knappheitsindikator sogar 92,9% über Materialengpässe. VG-Architektin Scherbaum berichtete in der Sitzung, dass beispielsweise die Preise für Baustahl seit April um mehr als 60% gestiegen seien. Inzwischen sinken die Rohstoffpreise glücklicherweise wieder ab, sind aber noch auf hohem Niveau. Dementsprechend kämpft die an der Schule tätige Baufirma mit gestiegenen Kosten, ist aber an die Preise ihrer Angebotsabgabe vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine gebunden und kann gestiegene Kosten nicht einfach geltend machen. Die Gemeinde zeige sich jedoch verhandlungsbereit, erklärt Nicole Scherbaum vom Technischen Bauamt, und sei "um eine faire Lösung für alle Beteiligten bemüht"; schließlich nütze es niemandem, wenn eine Baufirma aus Angst vor dem Ruin am Ende kündigen würde: "Hinsichtlich der Abrechnungskriterien für den erhöhten Stahlpreis hat man sich mit dem Rohbauunternehmer über die Vorgehensweise abgestimmt und geeinigt."

Gestiegene Preise, fehlende Firmen

Durch die nahezu unkalkulierbar gewordenen Rohstoffpreise ist für Baufimen bei öffentlichen Aufträgen mit festem Preisangebot die Gefahr gestiegen, wirtschaftlich Schiffbruch zu erleiden. Nach Empfehlungen der Regierung von Unterfranken sollen deshalb "Stoffgleitpreisklauseln" in den neuen Verträgen gewisse Spielräume für Anpassungen an die Marktsituation ermöglichen; das nützt für die alten Verträge allerdings nichts. Generell ist der öffentliche Sektor für Baufirmen aktuell ziemlich unattraktiv. Dank voller Auftragsbücher und unbürokratischer Verträge mit privaten Bauherren können Baufirmen momentan wählerisch sein. Das merkt auch der Schulverband: insbesondere Unternehmen für die Heizungs- und Sanitärtechnik zu finden, gestaltet sich äußerst schwierig. Beispielsweise mussten kurzfristig Kanalarbeiten durchgeführt werden, damit die WC-Anlagen in Trakt C der Schule weiterbetrieben werden konnten. Eine Firma für die Kanalarbeiten ließ sich nur mit größter Mühe und Durchhaltevermögen finden. Für manche Gewerke wie die Heizungstechnik sowie die Sanitärtechnik im ersten Bauabschnitt ging auf die EU-weiten Ausschreibungen kein einziges Angebot ein, es muss jetzt erneut ausgeschrieben werden. Vergabeverfahren müssen von der öffentlichen Hand zwingend eingehalten werden. Wenn sich Firmen für die einzelnen Gewerke finden, dann häufig zu stark gestiegenen Kosten. Für die Arbeiten an der dezentralen Lüftungstechnik ging beispielsweise nur ein einziges Angebot ein, das aufgrund der aktuellen Marktsituation 26% teurer ist als die einstige Kostenberechnung. Für die Elektrotechnik werden sogar 76% mehr fällig als ursprünglich berechnet, was vor allem an den inflationären Preissteigerungen in der Branche liegt.

Bisher ist alles noch im Zeitplan

Das Technische Bauamt blickt dennoch optimistisch auf die Generalsanierung, immerhin laufen die Arbeiten an der Schule dank "beschleunigter Maßnahmen" bisher gut im Zeitplan. Mittlerweile wurde der komplette Verwaltungstrakt sowie die Verbindungsbauten zwischen den einzelnen Baukörpern abgebrochen. Technische Interimsverbindungen für die Elektro-, Trinkwasser- und Kanalversorgung wurden geschaffen. Ende Juni begannen die Bohrpfahlgründungen für den neuen Verwaltungstrakt, in der 32. KW soll der Baukran aufgestellt werden. Die eigentlichen Rohbauarbeiten zur Erstellung des neuen Gebäudes beginnen Mitte August 2022 und enden voraussichtlich im April 2023, danach können die Ausbaugewerke im Gebäude beginnen. Wenn alles planmäßig verläuft, könnte voraussichtlich im Dezember 2023 der Umzug in den neuen Gebäudeteil stattfinden. Wo jetzt nach dem Abbruch noch eine große Lücke zwischen den alten Gebäudeteilen klafft, soll dann der neu gebaute dreigeschossige Verwaltungstrakt mit barrierefreiem Eingang stehen.

Aktuell ist nur ein provisorischer Zugang zum Schulgebäude vom Lehrerparkplatz über einen steilen Schotterweg zum Pausenhof möglich. Auf Wunsch der Schule wird hier aus Sicherheitsgründen zeitnah mit einer Gerüsttreppe über die Böschung zum ersten Pausenhof nachgebessert.

Ausführliche Informationen zur Generalsanierung und Erweiterung der Schule finden Sie auch in einem älteren Blog-Artikel unter https://www.margetshoechheim-blog.de/politik-gemeinde/baumasnahmen-dorfentwicklung/300-erste-ma%C3%9Fnahmen-generalsanierung-und-erweiterung-der-schule-startet

Das alte Verwaltungsgebäude mit dem Eingang zwischen den großen Schultrakten wurde bereits abgerissen. Jetzt beginnt der Neubau. (Foto: Tina Göpfert)
Vom neuen provisorischen Eingang aus hat man jetzt eine ziemlich luftige Aussicht. (Foto: Tina Göpfert)
Wo jetzt eine riesige Lücke klafft, soll bald mit dem Neubau des Verwaltungstrakts für das Sekretariat und die darüberliegende Mittagsbetreuung begonnen werden. (Foto: Tina Göpfert)