Erster Bauabschnitt soll im April starten: Wie es an der Mainlände weitergeht

Eigentlich sollten ab April die Umbaumaßnahmen im ersten Bauabschnitt der Mainlände starten. Ob das klappt, ist allerdings fraglich, denn noch ist nicht geklärt, wie es mit den altersschwachen Pappeln am Ufer weitergeht. Derweil musste die Wegplanung angepasst und die Beleuchtung ausgewählt werden.

Wenn es nach dem Willen der Gemeinde geht, sollen im ersten Bauabschnitt (BA I) der Mainlände zwischen neuer Brücke und Steinernem Weg ab April die Bagger rollen. Momentan sorgt aber die Frage, wie mit den altersschwachen Pappeln umzugehen ist, für einen ungewissen Zeitrahmen in der Planung. 14 der 15 großen Schwarzpappeln am dortigen Mainufer sind altersbedingt in einem so schlechten Zustand, dass eine erhebliche Gefahr von ihnen ausgeht - deshalb musste die Mainlände bereits im Juni 2022 mit einem Bauzaun abgesperrt werden (wir berichteten). Im Herbst sollten die circa 80 Jahre alten Bäume dann mit Schnitt- und Pflegemaßnahmen wieder so gut wie möglich auf Vordermann gebracht werden - das blieb allerdings aus. Im Zeitraum vom 1. März bis 30. September darf aus Naturschutzgründen nicht oder nur mit Ausnahmegegnehmigung der Behörden geschnitten werden; wenn die Umbaumaßnahmen im April starten sollen, drängt also die Zeit. Da die Schwarzpappeln am Mainufer als Habitate gelten und zwecks der nötigen Pflegemaßnahmen noch keine Absprachen mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde (UNB) zustande kamen, habe die Gemeinde an den Bäumen bisher noch nichts machen können, berichtet Bürgermeister Waldemar Brohm auf Nachfrage.

Die rund 80 Jahre alten Pappeln sind stark geschädigt und haben im Sommer teils 90 Kilo schwere Äste abgeworfen. Bis die Pflegemaßnahmen beschlossen sind, muss der Bereich gesperrt bleiben. (Foto: Tina Göpfert)

Vor Ort hat im letzten Jahr bereits eine Besichtigung mit der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sowie der Unteren Naturschutzbehörde stattgefunden. Das Mainufer befindet sich zwar im Eigentum der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, durch entsprechende Nutzungsverträge ist aber die Gemeinde für die Bäume und Grünflächen zuständig. Bei der Besichtigung waren auch der damalige Baumsachverständige Gerhard Väth sowie Baumpflegerin Nadja Lebrunet dabei, die Ende 2022 die Nachfolge Väths als Baumsachverständige für die Gemeinde antrat. Väth hatte 2022 ein artenschutzrechtliches Gutachten mit ausführlicher Foto-Dokumentation über die Schwarzpappeln am Mainufer (BA I) erstellt. Nach Aussage des Bürgermeisters weise dieses Gutachten 29 Nisthöhlen aus, die nach vorläufigen Aussagen der UNB möglicherweise jeweils um den Faktor drei ausgeglichen werden müssten, was über 80 neu zu schaffenden Nisthöhlen entspräche. Die Causa bereite dem Bürgermeister "ernsthaft Kopfzerbrechen", sagt er. Denn zum Einen müssten die Nistmöglichkeiten im Umfeld der jetzigen Habitate angebracht werden, zum Anderen müssen potentielle Bäume für den Ausgleich bestimmte Voraussetzungen erfüllen, etwa bezüglich ihrer Größe. Bedingungen, die im Umfeld der Mainlände kaum vorzufinden sind.

Hinzu kommt, dass die 14 mächtigen Schwarzpappeln am Mainufer so radikal zurückgeschnitten werden müssten, dass größtenteils nur noch wenige Meter hohe Stämme übrig bleiben würden. "Es würden prinzipiell nur Stämme als Habitat übrig bleiben, die kompletten Baumkronen fielen weg", erläutert die neue Baumsachverständige Nadja Lebrunet den schwierigen Sachverhalt. Lebrunet hat bereits eine ausführliche Foto-Dokumentation mit den nötigen Schnittmaßnahmen für die Gemeinde und die Untere Naturschutzbehörde erstellt. In den Fotos hat die Expertin die nötigen Schnitte an den Bäumen mit weißen Linien gekennzeichnet; in der Januar-Sitzung des Gemeinderates sorgten die Bilder bei den GemeinderätInnen für Bestürzung. Teilweise blieben nach den Worten des Bürgermeisters "nur noch kurze Torsos" übrig; das Mainufer wäre dann "ein Baumfriedhof", brachte es Ottilie Jungbauer auf den Punkt. Durch starke Einkürzungen können alte Bäume im Idealfall wieder austreiben und so deren Standzeit verlängert werden, das hat bereits bei zwei alten Pappeln in der Nähe des Steinernen Wegs geklappt. Eine Erfolgsgarantie gibt es allerdings nicht. Die Baumsachverständige Lebrunet sieht die ganze Situation als sehr schwieriges Dilemma, bei dem in jedem Fall "einer verlieren" werde. Schneidet man die Pappeln zurück, fallen die Kronen als Nistplätze für Vögel weg; für die Natur und die Tiere sei es langfristig insgesamt sinnvoller, einen stark geschädigten Baum herauszunehmen und nachzupflanzen. Das favorisiert auch die Gemeinde. Dabei würden allerdings für einige Jahre alle Habitate wegfallen, denn ein fünf Meter hoher nachgepflanzter Baum werde weder von größeren Vögeln noch von Fledermäusen besiedelt und könne auch nicht mit Nistkästen bestückt werden, so Lebrunet. "Wenn man jetzt bauen will, verliert man Lebensraum für die Vögel - so oder so", sagt sie. Lebrunet hält es im Übrigen für unwahrscheinlich, dass Fledermäuse am dortigen Mainufer noch nisten werden, wenn der Bereich umgebaut, heller beleuchtet und stärker frequentiert ist.

Die waagrechten weißen Linien zeigen, wo diese Pappel laut Gutachten der Baumsachverständigen beschnitten werden müsste. Statt mächtiger Pappeln würden im BA I nur noch kurze Stämme am Mainufer stehen. (Grafik: Baumsachverständige Nadja Lebrunet)

Eine aus Sicht des Bürgermeisters nicht tragfähige Alternative wäre, die Mainlände gesperrt zu lassen und abzuwarten, "bis die Pappeln von selber zusammenfallen". Ein Paradox des Naturschutzgesetzes: bei diesem Vorgehen müsste kein einziges Habitat ausgeglichen werden, obwohl am Ende keines mehr übrig bliebe. Der Gemeinderat lehnte die Idee rundheraus ab. Schließlich wurde der Umbau der Mainlände mehrheitlich beschlossen und alle GemeinderätInnen wollen die Silhouette mit der Pappelreihe am Mainufer unbedingt als Wahrzeichen Margetshöchheims und Lebensraum für Tiere erhalten. Darüber hinaus ist die Gemeinde für die Verkehrssicherheit ihrer Flächen verantwortlich; soll ein Bereich begehbar sein - egal, ob Grünfläche, Spielplatz oder Waldweg - muss die Gemeinde dafür sorgen, dass von den Bäumen keine Gefahr ausgeht. An der Verkehrssicherungsspflicht würde die Umgestaltung der Mainlände generell nichts ändern, durch die stärkere Frequentierung müssten allerdings die Kontroll- und Pflegeintervalle erhöht werden. Brohm wäre es am liebsten, wenn nach und nach einzelne altersschwache Bäume entnommen und durch mehrjährige junge Pappeln ersetzt würden. Dabei könnten die entnommenen Habitat-Bäume beispielsweise an Pfosten angebunden und so das Habitat erhalten werden, lautete ein Vorschlag. Dass Baumteile mit Nisthöhlen abgesägt und an andere Bäume angebunden werden, ist im Naturschutz mittlerweile gängige Praxis und wurde laut Gutachten bereits als Auflage für Habitatbäume im Baugebiet Scheckert-Lausrain vorgesehen. Am Mainufer im ersten Bauabschnitt bestünde allerdings das Problem, dass es dort an Möglichkeiten zum Anbinden mangelt. Der Gemeinde bleibt jetzt nichts anderes übrig, als auf die fachliche Anweisung der Unteren Naturschutzbehörde zu warten. Auch die Baumsachverständige hofft, dass die Behörde jetzt zügig reagiert und schnellstmöglich eine vernünftige Lösung gefunden werden kann. Ob der Start der Baumaßnahmen zum 1. April klappen wird, hängt von den Auflagen der Behörde ab.

Habitat-Ausgleich: Ein Baustamm wird samt Nisthöhle abgesägt und an einen anderen Baum angebunden. Hier ein Beispiel aus Zellingen. (Foto: Tina Göpfert)

Auch anderweitig wurden Planungen der Gemeinde im ersten Bauabschnitt durchkreuzt: eigentlich sollte der jetzige Wassergraben zwischen dem Radweg und dem holprigen Fußweg verfüllt und mit einem Gehstreifen neben dem Radweg überbaut werden. Daraus wird allerdings nichts, weil die Wasserwirtschaft dem Vorhaben als Träger öffentlicher Belange nicht zustimmt. Bürgermeister Brohm teilte in der Januar-Sitzung mit, dass der Graben laut Vorgaben der Wasserwirtschaft mindestens einen Meter hoch überbaut werden müsse, was dort weder möglich noch sinnvoll wäre. Die Planungen wurden an den neuen Sachverhalt bereits angepasst - der Wassergaben bleibt, der Radweg bleibt in seiner jetzigen Dimension und der Verlauf des mäandernden Fußwegs wurde entsprechend korrigiert. In der Sitzung beschlossen die GemeinderätInnen außerdem, dass der Radweg mit warmweißen Mastleuchten beleuchtet werden soll. Die Mainfrankennetze haben die Standorte der Mastleuchten neu berechnet und eine Versetzung geplant, alte Mastleuchten werden abgebrochen. Die neuen Leuchten werden auf die andere Seite des Wassergrabens an den Rand des Radwegs versetzt, die Kosten belaufen sich auf knapp 67.000 Euro. Die Verlegung soll bereits im Vorfeld der Umbaumaßnahmen durchgeführt werden.

So sieht die angepasste Planung des ersten Bauabschnitts aus. (Grafik: Gemeinde Margetshöchheim)