Lehrreiches Erlebnis im Stall: die KiTa-Kinder besuchten eine Schäferin in Zell

Für die Vorschulkinder des Kindergarten St. Johannes stand kürzlich ein besonderer Ausflug auf dem Programm: sie besuchten Schäferin Anette Heinrich in Zell. Die Zeit im Stall mit den Schafen und den quirligen Lämmern war für die Kinder ein besonderes Erlebnis.

In der KiTa St. Johannes stehen gerade die Naturwochen auf dem Programm. Unabhängig davon stand für 34 Vorschulkinder kürzlich ein besonderer Ausflug an: zusammen mit einem Erzieher und drei Erzieherinnen machten sie sich per Bus auf den Weg nach Zell, um eine der wenigen Schäferinnen im Landkreis zu besuchen. Anette Heinrich ist vielen Margetshöchheimern als CSU-Gemeinderätin bekannt und unterstützt ihren Bruder Robert Rügamer, der dort 40 Mutterschafe mit deren Lämmern hält. Die Schäferin im Nebenerwerb lädt seit Jahren immer wieder Schul- und Kindergartengruppen auf das Gelände ein, um jungen Menschen direkte Erfahrungen mit Tieren zu vermitteln. Die Zeller KiTa-Kinder schauten schon öfter vorbei, für den Margetshöchheimer Kindergarten war es heuer das erste Mal. Für die Kinder und das KiTa-Personal war das Erlebnis im Schafstall etwas ganz Besonderes.

Anette Heinrich erklärte viel Wissenswertes über Schafe

"Uh, hier riecht es aber komisch", bemerkte einer der Jungs schon auf dem Weg zum Stall. Manche rümpften die Nase über den ungewohnten Tier-Geruch, die meisten fanden ihn eher spannend und kicherten. Als sich die Kinder am großen Eingangstor versammelten und von den Schafen lautstark begrüßt wurden, waren Skepsis oder Berührungsängste aber schnell verflogen - in dem großen Stall suchten sich fast alle Vorschüler und Vorschülerinnen einen guten Platz an den Gattern, um den Tieren möglichst nahe zu kommen. Besonders die staksigen, verspielten Lämmer hatten es den Kindern angetan. Die Jungtiere hüpften immer wieder übermütig im Stall herum oder sprangen frech in die Futterkrippe, was die Kinder sehr lustig fanden. Die ältesten Lämmer wurden im Februar geboren, das jüngste kam am vergangenen Samstag zur Welt - es ist auffällig klein und wohl eine Frühgeburt, meinte Anette Heinrich. Die Kinder schlossen das winzige Schäfchen gleich ins Herz. Einfach so streicheln oder mit Heu füttern ließen sich die Mutterschafe und ihre Lämmer allerdings nicht, sie quittierten die Annäherungsversuche der Kinder meist mit Abstand und lautstarkem Blöken. Als alle Kinder einen Platz im Schafstall eingenommen hatten, erklärte Schäferin Anette Heinrich den Kindern zunächst Wissenswertes rund um die Schafe. Beispielsweise, dass die Tiere nicht nur Gras und Heu fressen, sondern auch Karotten oder Getreide mögen. Und dass Schafe als Wiederkäuer immer wieder fressen und das Essen meist zur Mittagszeit im Magen wieder hochkommt. Dann durften die Kinder Kartoffeln verfüttern, was ihnen und den Schafen sichtlich große Freude machte und die Tiere etwas zutraulicher werden ließ. Heinrich erklärte den Kindern auch, dass Schafe immer zusammen in einer Herde gehalten werden müssen und dass man als Mensch immer gut für die Tiere sorgen muss, die man hält. Sie vermittelte außerdem, dass jedes Tier ein einzigartiges Lebewesen ist: "Jedes Schaf schaut anders aus, auch wenn alle weiß sind. So wie bei Kindern, die alle blonde Haare haben - es sieht trotzdem jedes anders aus." In Heinrichs Stall leben weiße Merino-Mischlinge sowie zwei Dorperschafe mit dunklem Fell, ein Muttertier und ihr Lamm. Das Muttertier hat Anette Heinrich einst mit der Flasche aufgezogen. Als die Schäferin einzelne Lämmchen zum Streicheln heraushob, scharten sich die Kinder mit Begeisterung um die kleinen Tiere und fassten sie vorsichtig an. Überschwängliche Ausrufe wie "Wow, Wolle!", "Oh ist das weich und flauschig!" und "Schau mal, ein Babyschaf!" waren zu hören. Die Schäferin erklärte, dass diese Schafe ihre Wolle nicht selbst abwerfen können und einmal im Jahr geschoren werden müssen. Die Wolle verkauft Heinrich günstig als wertvollen wasserspeichernden Dünger, etwa an Landwirte, die Margetshöchheimer Streuobst-Genossenschaft oder die Lehranstalt in Veitshöchheim. Das bringt allerdings weniger, als die Schur kostet - Geld verdient sie mit dem Verkauf der Tiere und mit der Landschaftspflege. Auch in Margetshöchheim werden die Schafe zur Grünlandpflege eingesetzt und sorgen durch die Verteilung der Samen über Klauen und Kot für den Erhalt der heimischen Flora. Eine Erzieherin fragte, wie die Schafe von einer Wiese zur anderen kommen? "Mein Bruder fährt mit dem Auto vor, die Schafe folgen ihm weil er Futter geladen hat, und ich laufe mit Herdenhündin Bella hinterher", erklärte die Schäferin.

"Wer ein Tier hat, muss gut darauf aufpassen"

Ein Mädchen wollte wissen, warum viele Tiere einen grünen Strich auf der Stirn haben. "Damit wir wissen, welchem Schaf wir schon eine Wurmkur gegeben haben", berichtete Heinrich. Außerdem erklärte sie, dass jedes Schaf in der EU zwei Ohrmarken haben muss, damit man weiß, zu welchem Stall es gehört: "Die Schafe büxen nämlich manchmal aus, wenn Rehe oder Wildschweine kommen, dann muss ich sie mit meinem Hund wieder einfangen". Eine Erzieherin wollte noch wissen, ob die Rückkehr des Wolfes der Schäferin Sorgen macht; schließlich wurden im Landkreis Bad Kissingen bereits Wölfe nachgewiesen und es ist angesichts des großen Bewegungsradius des Beutegreifers wahrscheinlich, dass er auch im Landkreis Würzburg auftauchen wird. "Der Wolf macht mir große Sorgen", meinte Anette Heinrich, "wegen den Schafen und Pferden, aber auch wegen den Kindern". Auf Nachfrage erklärt sie, dass Wolfsrisse so problematisch seien, weil der Wolf in eine Art Blutrausch gerate und innerhalb der Einzäunung dann ein Tier nach dem anderen reiße; oft würden die Schafe mit schweren Verletzungen stundenlang halbtot auf der Weide liegen, bevor sie nach der Begutachtung durch den Wolfsbeauftragten endlich erlöst werden dürften. "Alle, die Schafe halten, haben Sorge vor dem Wolf", meint Anette Heinrich.

Nach dem aufregenden Besuch im Schafstall durften die Kindergartenkinder noch kurz auf der Schafweide toben und picknicken, bevor sich die Gruppe wieder auf den Rückweg machte. Die Kinder und das KiTa-Personal bedankten sich für das Erlebnis und die tolle Wissensvermittlung. Eine wichtige Anmerkung hatte Anette Heinrich noch für die Kinder:" Tiere brauchen viel frische Luft und es macht ihnen nichts aus, bei Regen oder Kälte draußen zu sein. Sie müssen raus, genauso wie Menschenkinder. Und ganz wichtig ist: wer ein Tier hat, muss immer gut darauf aufpassen!"

Besonders angetan waren die Kinder von dem winzigen jüngsten Lämmchen. (Foto: Tina Göpfert)

 

Der Besuch bei den Schafen war für die KiTa-Kinder und die Erzieher ein lehrreiches Erlebnis. (Foto: Tina Göpfert)

 

Schäferin Anette Heinrich hat auch ein schwarzes Schaf in der Familie. Das Streicheln und Füttern der Tiere machte den Kindern großen Spaß. (Foto: Tina Göpfert)

Die Merino-Mischlinge haben weiches Fell und werden auch in Margetshöchheim in der Landschaftspflege eingesetzt. (Foto: Tina Göpfert)