Neue Gaststätte in der Mainstraße: der Start ist gut gelungen

Am vorletzten September-Tag feierte die neue Gaststätte in der Mainstraße ihre private Eröffnungsfeier mit dem Gemeinderat, den HandwerkerInnen und UnterstützerInnen. Seit dem 30. September hat die "Marokko-Schenke" nun auch für Gäste geöffnet, vorläufig noch in der Probephase. Der Start ist gut gelungen, das Wirtshaus wird rege besucht.

Ganze acht Jahre dauerte es von der ersten Planung bis zur Eröffnung der neuen Gaststätte "Marokko-Schenke" in der Mainstraße. Unter dem Motto "Der Drache schlüpft" - eine Anspielung auf das Logo des fränkischen Wirtshauses, das an das Margetshöchheimer Wappen angelehnt ist - luden Bauherr Andreas Böhmer und Wirt Tadeusz Sienkiewicz kürzlich zur privaten Eröffnungsfeier. Sie hatten die BürgermeisterInnen und GemeinderätInnen, die HandwerkerInnen und viele UnterstützerInnen des Bauwerks eingeladen. Während der Bauphase musste die Gaststätte alle möglichen Stolpersteine überwinden, was Böhmer in einer launigen Rede satirisch aufbereitete.

Als Bauherrin der neuen Gaststätte fungiert die Patrandi GbR, die Böhmer mit seiner Frau gründete und deren Name sich nicht nur aus den Vornamen der beiden zusammensetzt, sondern auch auf das lateinische "patrare = etwas vollbringen" zurückgeht. In seiner Rede erzählte Andreas Böhmer von der Vorgeschichte und den Meilensteinen auf dem Weg zur neuen Gaststätte. Alles begann damit, dass seine Familie 1974 nach Margetshöchheim zog und er schon in der Schulzeit die "großartige Eigenschaft" entwickelte, "anderen Leuten auf die Nerven zu gehen". 1988 lernte er als Student bei der Weinlese in Würzburg den in Ostpolen geborenen Tadeusz Sinkiewicz kennen und nahm in mit nach Hause, wodurch sich eine enge Freundschaft und letztlich die Basis für das Wagnis "Marokko-Schenke" entwickelte. Tadeusz Sienkiewicz studierte in Würzburg Germanistik, arbeitete später als Verkäufer und gründete schließlich sein eigenes Bauunternehmen. Seine Bautätigkeit hat Sienkiewicz mit der Fertigstellung der "Marokko-Schenke" an den Nagel gehängt und ist nun Pächter des Wirtshauses.

2014 schloss die letzte Gaststätte im Altort und der Gemeinderat überlegte, wie man Gastronomie nach Margetshöchheim zurückholen könnte. Schließlich erwarb die Gemeinde das Anwesen Mainstraße 20 / 20 a und verkaufte es 2015 an Andreas Böhmer mit der Auflage, dort eine Gaststätte zu errichten und zu betreiben; Böhmer erzählte launig, dass sich sonst wohl auch niemand fand, der "den Wahnsinn auf sich nahm". Die Bauphase trieb die Beteiligten dann tatsächlich des Öfteren in den Wahnsinn. Der Auftakt war die Aufhebung der ersten Baugenehmigung im Jahr 2019 durch das Verwaltungsgericht, ausgelöst durch eine Klage aus der Nachbarschaft. Die Planungen stellten sich als nicht umsetzbar heraus, in der Folge gab der erste Architekt "im Kreuzfeuer der Emails" seinen Posten auf. Böhmer beantragte eine zweite Baugenehmigung, die im April 2020 durch das Landratsamt erteilt wurde. Die Bauphase sei für Böhmer eine Gelegenheit gewesen, seine "Fähigkeit, Leuten auf die Nerven zu gehen" insbesondere mit dem "Stilmittel Email" auszuleben, erzählte er scherzhaft. Anfangs lief der Umbau gut, der Rohbau wurde im Juli 2021 abgeschlossen und Richtfest gefeiert. Am selben Tag entschied das Verwaltungsgericht in einer Marathon-Verhandlung, dass die Baugenehmigung rechtens ist. Gegen dieses Urteil hat der Nachbar Berufung eingelegt, seither liegt die Klage beim Verwaltungsgerichtshof in München. Solange das Verfahren läuft, betreibt Sienkiewicz die "Marokko-Schenke" auf eigenes Risiko.

Für den stromintensiven Gaststättenbetrieb musste außerdem eine separate und kostspielige neue Leitung durch den Klosterhof verlegt werden. Die Margetshöchheimer Gestaltungssatzung brachte etliche Auflagen mit sich. Die erste Lüftungsbaufirma machte sich laut Böhmer "ganz besonders um den Boykott dieser Gaststätte verdient". Den "Höhepunkt des Vorschriftenwahns" stellten laut Böhmer die wasserrechtlichen Auflagen dar: demnach hätte die Bruchsteinmauer zum nördlichen Nachbargründstück zum Schutz vor Hochwasser entweder so gebaut werden müssen, dass sie kurzfristig entfernbar ist oder mit einer Öffnung versehen werden sollen; so viel wiehernder Amtsschimmel sorgte im Saal für große Heiterkeit. Die Auflagen wurden zurückgenommen, die Mauer darf stehenbleiben.

Böhmer bedankte sich für das Durchhaltevermögen und die große Unterstützung durch die vielen Baufirmen, den Gemeinderat, die Verwaltungsleiter Roger Horn und Marcel Holstein, die Bürgermeister Peter Etthöfer und Norbert Götz und insbesondere bei Waldemar Brohm, dem das Projekt spürbar am Herzen gelegen habe und der "eine ähnliche Begeisterung für die deutsche Bürokratie" aufbringe wie Böhmer. Ausdrücklich bedankte er sich auch bei dem ersten Architekten, der die Planungen auf den Weg brachte und bei dem klageführenden Nachbarn, weil das Gasthaus durch die vielen Änderungen am Ende so geworden sei, "dass es jetzt wirklich allen gefällt".

Sein besonderer Dank galt dem neuen Wirt Tadeusz "Tadek" Sienkiewicz, der die Trockenbauarbeiten "mit polnischer Präzision" erledigte, alle Aufgaben ausführte, die niemand sonst machen wollte und dem das Kunststück gelang, auch in zermürbenden Situationen "die Stimmung auf der Baustelle hochzuhalten". "Nunmehr soll es seine Aufgabe sein, die Stimmung bei den Gästen hochzuhalten", schloss Böhmer: "Haltet euch diesen Wirt warm, ihr werdet keinen besseren finden." Er wünscht sich, dass die "Marokko-Schenke" ein Mittelpunkt des Dorfes wird. An die geladenen Gäste appellierte er, zum Gelingen dieses Gasthauses beizutragen: "Es ist ein Pflänzchen, das gehegt werden will". Ganz in der Tradition der Bauphase klappte auch der Festbieranstich zur Eröffnung der neuen Gaststätte mit zwei Fässern "Marokkaner Bräu" nicht ganz reibungslos: bis der Wirt den frischen Gerstensaft ausschenken konnte, waren etliche Versuche und etwas Unterstützung nötig. Umso besser schmeckte das Bier, als Böhmer und Sienkiewicz nach all den Anstrengungen endlich anstoßen konnten.

Der Start des öffentlichen Betriebs am Folgetag verlief gut. Seit der Eröffnung werden sowohl der Biergarten als auch der Gastraum rege von den BürgerInnen besucht. Inzwischen wurden auch schon erste private Veranstaltungen gebucht. Derzeit läuft der Gaststättenbetrieb in der Probephase, weil etwa noch kleinere Restarbeiten am Gebäude erledigt werden müssen und die Personalsuche noch nicht abgeschlossen ist. "Die offizielle Eröffnungszeremonie mit Freibier kommt wahrscheinlich erst Ende Oktober. In den nächsten Wochen bewirten wir in etwas reduziertem Umfang und mit kleiner Karte", so der Wirt. Sonntags und Feiertags gibt es ab 11:30 Uhr Mittagstisch, Nachmittags Kaffee und Kuchen und am Abend fränkische Schmankerl. Während der Probephase soll die Speisekarte täglich wechseln.

Die neue Gaststätte "Marokko-Schenke" hat seit dem 30. September bis auf Weiteres wie folgt geöffnet:

Mo  17:00-22:00 Uhr

Di / Mi geschlossen

Do / Fr 17:00-22:00 Uhr

Sa 16:00-22:00 Uhr

So / Feiertag 11:30-22:00 Uhr

Werktags warme Küche von 17:00-21:00 Uhr

Samstags warme Küche von 16:00-21:00 Uhr

Sonntags / Feiertags warme Küche von 11:30-14:30 und von 17:00-21:00 Uhr


Getränke, Kaffee und Kuchen (soweit vorhanden) auch außerhalb der Küchenzeiten.

Reservierungen unter Tel.: 0931-99135653

Gaststätte Marokko-Schenke, Mainstraße 20, Margetshöchheim, Web: https://marokko-schenke.de/

Bis "Tadek" Sienkiewicz und Andreas Böhmer bei der Eröffnung endlich auf ihre Gaststätte anstoßen konnten, war es ein langer Weg. (Foto: Tina Göpfert)
Auch beim Bieranstich lief nicht alles nach Plan. Braumeister Joachim Krumm leistete Schützenhilfe. (Foto: Tina Göpfert)
Mit seiner launigen Rede sorgte Bauherr Andreas Böhmer für Heiterkeit bei den Gästen. (Foto: Tina Göpfert)
Die katholischen Pfarrer Andreas Kneitz (vorne) und Alexander Eckert gaben dem neuen Gasthaus ihren Segen. (Foto: Tina Göpfert)
Auf der Terrasse herrschte reges Treiben. (Foto: Tina Göpfert)
Das Personal hatte alle Hände voll zu tun. (Foto: Tina Göpfert)
Das freche Logo der "Marokko-Schenke" lehnt an das Margetshöchheimer Wappen an. (Foto: Tina Göpfert)

Folgenden Firmen und UnterstützerInnen dankte Böhmer für ihren Beitrag zur Errichtung der "Marokko Schenke":

Fa. Korbmann (Naturstein), Fa. Versbach (Holzböden/Estrich), Schreinerei Breunig (Türen, Geländer, usw), Schreinerei Deißenberger (Türen), Fa. Hösl (Trockenbau/Malerarbeiten), Fa. Köhler (Außenputz und Innenputz), Fa. Trufanov (Metallarbeiten), Lab 81 (Jan Müller), Fa. Scheuring (Fenster), Fa. Absolut Sonnenschutz (Außenverschattung, kommt noch), Gartenbau Gerhard Väth, Michael Göpfert (Pflanzen), Fa. Heer (Fliesen), Fa. Bau-Antik (Außentür), Fa. Geiger (Zimmerei), Fa. Mr. Timber (Altholzarbeiten), Fa. Gagel (Lüftung), Fa. Stuhl-Hofmann (Innenausbau Gasträume), Fa. Schmitt (Rohbauarbeiten), Fa. Manuel Metz (Rohbauarbeiten), Fa. Kimmel (Sanitär / Heizung), Fa. Engelhardt (Küche), Fa. Bortscher (Theke/Klima/usw.), Fa. Seus (Elektroarbeiten)