Win-Win: was der Wurstautomat der Metzgerei Holz mit dem Fachkräftemangel zu tun hat

Frischer Fleischgenuss rund um die Uhr - seit April betreibt die Metzgerei Holz vor ihrem Laden in der Erlabrunner Straße einen Wurstautomaten. Der digitale Verkaufshelfer wird rege genutzt, hat aber auch einen ernsten Hintergrund: er soll den Fachkräftemangel lindern.

Dass Digitalisierung und Innovation auch im Lebensmittelhandwerk Sinn machen, beweist in Margetshöchheim derzeit die Metzgerei Holz in der Erlabrunner Straße 4: kurz vor Ostern stellte Inhaber Bernd Holz neben seinem Ladengeschäft einen Wurstautomaten auf, an dem sich die KundInnen rund um die Uhr mit frischen Fleisch- und Wurstwaren sowie Getränken eindecken können. Der neuartige Service stößt bei den BürgerInnen auf reges Interesse: "Der Automat wird gut angenommen, wir hatten schon über 800 Zugriffe", freut sich der Metzgermeister. Vor dem Wochenende wird der Automat immer frisch befüllt, momentan sind vor Allem die Grillsachen der Renner. Mit dem digitalen Verkaufshelfer will Holz dazu beitragen, das "angestaubte Image" des Metzgerhandwerks ein bisschen aufzupeppen, installiert wurde der Automat allerdings aus einem ernsteren Grund: dem viel beschworenen Fachkäftemangel.

Dank ILE-Förderung ließ sich die Investition stemmen

Bernd Holz betreibt die seit 1948 bestehende Metzgerei seit Jahrzehnten mit viel Herzblut, doch der Fachkräftemangel macht seinem Betrieb wie vielen anderen Handwerksbetrieben ziemlich zu schaffen. Im Fleischereihandwerk gebe es schon seit über 10 Jahren Schwierigkeiten, Personal zu finden, doch in den letzten Jahren habe sich die Problematik weiter verschärft: "In letzter Zeit kommt überhaupt keiner mehr, nicht mal Praktikanten aus der Schule", berichtet der Metzgermeister. Obwohl die Fleischerzeuger auch mit dem Trend zu vegetarischem oder veganem Essen zu kämpfen haben, sieht er im Personalmangel aktuell das größte Problem der Branche: "Das Geschäft hat Auftrieb, weil das Bewußtsein für gute Qualität gewachsen ist, aber durch den Personalmangel wird das wieder ausgebremst", sagt Holz. Das belegen auch die Zahlen: die deutsche Lebensmittelwirtschaft ist stark mittelständisch geprägt, sie beschäftigt rund 12 % aller Erwerbstätigen und bietet jährlich etwa 230.000 Ausbildungsstellen an. Doch nach Daten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks fehlen in der Bundesrepublik derzeit 40.000 Lehrlinge, darunter Tausende im Lebensmittelhandwerk. Im letzten Jahr berechnete das Institut der Deutschen Wirtschaft, dass bis 2030 rund 5 Millionen ArbeitnehmerInnen fehlen werden. Angesichts der trüben Aussichen den Kopf in den Sand zu stecken, ist für den pragmatischen Metzgermeister aber keine Option. Weil er nicht mehr genügend FleischereifachverkäuferInnen fand, hat Bernd Holz zunächst die Öffnungszeiten seines Ladengeschäfts reduziert; Samstags bleibt die Tür schon lange zu und unter der Woche wurden die Zeiten gekürzt. Dann kam ihm die Idee, seine Waren nicht mehr nur an der Theke, sondern auch über einen Automaten zu verkaufen. Schließlich seien Automaten als Verkaufshelfer in anderen Regionen schon sehr verbreitet, gerade auch bei den Bauern, erklärt Bernd Holz. Ausschlaggebend für die teure Anschaffung war für den Metzgermeister das "Gesamtpaket" aus den Veränderungen in der Fleischbranche, dem Personalmangel, den verringerten Öffnungszeiten - und einer kräftigen Finanzspritze. Schließlich ist so ein Wurstautomat mit einem Anschaffungspreis im niedrigen fünfstelligen Bereich wahrlich kein Schnäppchen. Holz hatte aber das Glück, dass die Kommunale Allianz (ILE) Main-Wein-Garten im Rahmen des Regionalbudgets Projekte zur Daseinsvorsorge fördert. Die ILE bezuschusste die Anschaffung des Automats mit 30 % der Kosten.

"Ich will den Standort am Leben erhalten", sagt Holz

"Es ist eine Investition", stellt Holz klar. Sein größtes Anliegen sei es, "den Standort am Leben zu erhalten". Als er Kind war, habe es in Margetshöchheim vier Lebensmittelgeschäfte, zwei Wirtshäuser und mehrere Metzgereien gegeben, aber diese Zeiten sind wohl passeé. Deutschlandweit machen immer mehr Metzgereien dicht, weil sie in Folge des fehlenden Nachwuchses auch keine neuen Inhaber mehr finden, inzwischen ist ihre Anzahl bundesweit auf einen Tiefstwert von rund 11.000 gesunken. Der heute 60-jährige geht davon aus, dass seine Metzgerei wohl nur noch die nächsten fünf Jahre bestehen wird. Aber der Wurstautomat wäre auch in der Zeit danach ein Gewinn für Margetshöchheim, meint Metzgermeister Bernd Holz: "Da ich Jäger bin, könnte ich den Automaten auch ohne Ladengeschäft weiterbetreiben".

Für Metzgermeister Bernd Holz ist der Wurstautomat eine Möglichkeit, den Standort weiter am Leben zu halten. (Foto: Tina Göpfert)

Informationen zur Metzgerei Holz finden Sie auf der Homepage unter https://www.metzgermeister-holz.de/