Große Nachfrage beim letzten Repair-Cafe - doch Elektronik war häufig nicht mehr reparierbar

Am ersten Samstag im Juli fand im evangelischen Gemeindehaus zum 8. Mal das beliebte Repair-Café statt. Über 40 defekte Gegenstände brachten die BesucherInnen zur Reparatur, doch diesmal konnte vor Allem bei den Elektrogeräten nur ein kleiner Teil wieder in Gang gesetzt werden. Oft lag es an der Bauart.

Das Margetshöchheimer Repair-Café ist eine Erfolgsgeschichte, die in die Zeit passt. Im März diesen Jahres hat die EU-Kommission ein "Recht auf Reparatur" vorgeschlagen, das ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität des Kontinents bis 2050 werden soll. Die EU-Kommission schätzt, dass alleine in Europa durch die vorzeitige Entsorgung von theoretisch noch reparierbaren Produkten jedes Jahr 35 Mio. Tonnen Abfall, 30 Mio. Tonnen verschwendete Ressourcen und 261 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen entstehen. Den monetären Verlust für die VerbraucherInnen schätzt die Kommission auf fast 12 Milliarden Euro pro Jahr. Der Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Green Deal, Frans Timmermans, meinte: „Reparatur ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, das Modell der Wegwerfgesellschaft ad acta zu legen, das für unseren Planeten, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft so schädlich ist." Weitere Informationen zur Initiative "Recht auf Reparatur" der EU-Kommission finden Sie unter https://germany.representation.ec.europa.eu/news/kampf-gegen-wegwerfgesellschaft-kommission-will-recht-auf-reparatur-2023-03-22_de

Beim letzten Repair-Café wurde leider allzu deutlich, dass viele Produkte auf dem Markt gar nicht dazu gedacht sind, wieder repariert zu werden. Die Veranstalterin Ursula Grosch berichtet: "43 defekte Sachen kamen mit ihren BesitzerInnen am Samstag ins Repair-Café und diesmal konnte nur ein kleinerer Teil wieder zu neuem Leben erweckt werden. Von den 24 Elektrogeräten, die die Experten begutachteten, konnten nur sechs auch tatsächlich repariert werden. Viele Elektroartikel waren bauartbedingt nicht reparierbar, da sie komplett verklebt waren." Dies ist leider (noch) gängige Praxis der Hersteller, die die VerbraucherInnen zum Neukauf zwingt. Bei einigen Elektrogeräten fehlten dagegen nur Ersatzteile, die bestellt wurden und beim nächsten Repair-Café eingebaut werden können.

Erfolge gab es bei den Fahrradreparaturen zu verbuchen, denn alle fünf Drahtesel konnten das Repair-Café wieder verkehrstüchtig verlassen. Auch die meisten Textilien konnten repariert werden, nur ein Rucksack passte nicht unter die Nähmaschinennadel. Ein Kind konnte das Repair-Café glücklich mit seiner reparierten Spieluhr verlassen. Oft braucht es außer dem richtigen Werkzeug und etwas Expertenwissen gar nicht viel, um defekte Gegenstände wieder in Gang zu bringen. So schafft das ehrenamtliche Margetshöchheimer Repair-Café schon mal kleine Schritte auf dem Weg, den sich die EU-Kommission für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben hat.

Diese Art von Veranstaltung klappt nur mit einer Menge Ehrenamtlichen, die im Vorfeld alles organisieren, aufbauen, Kuchen backen, an der Anmeldung sitzen oder das Café am Laufen halten. Organisatorin Ursula Grosch bedankte sich herzlich bei ihrem inzwischen routinierten "tollen Team" für die tatkräftige Unterstützung. Ebenso dankte sie dem Team vom Erlabrunner Weltladen, das die Veranstaltung jedes Mal mit fairen Produkten aus aller Welt begleitet.

Das nächste Repair-Café findet am Samstag, den 16. September 2023 statt.

Gerade bei der Reparatur von Elektrogeräten war oft Geduld gefragt. (Foto: Ursula Grosch)
Die Fahrrad-Reparaturen waren allesamt erfolgreich. (Foto: Ursula Grosch)
Mithilfe eines Ersatzteils aus dem 3D-Drucker konnte sogar eine Katzenklappe repariert werden. (Foto: Ursula Grosch)
Am Stand des Erlabrunner Weltladens gab es wieder jede Menge fair gehandelte Produkte aus aller Welt. Auch das ist eine Form von nachhaltigem Konsum. (Foto: Ursula Grosch)