Bericht vom 12. Repair-Cafe: auffällig viele Elektrogeräte konnten nicht mehr repariert werden

Kurz vor Ostern fand im Evangelischen Gemeindehaus das 12. Repair-Café in Margetshöchheim statt. Das meiste aus den Bereichen Holz, Mechanik, Fahrrad und Textil konnte wieder in Gang gebracht werden. Bei den Elektrogeräten sah die Reparaturquote dieses Mal leider weniger gut aus - schuld war meist die Bauweise.

Das Margetshöchheimer Repair-Café ist eine Erfolgsgeschichte, die in die Zeit passt. Zum 12. Repair-Café brachten die Bürger und Bürgerinnen 37 defekte Gegenstände aus den Bereichen Elektro, Holz, Mechanik, Fahrrad und Textil ins Evangelische Gemeindehaus. Die Reparaturquote war auch dieses mal wieder beachtlich: 68% der Gegenstände konnten wiederhergestellt werden. Bei den Elektrogeräten war der Reparaturerfolg diesmal allerdings nicht so gut: zahlreiche Geräte ließen sich gar nicht erst öffnen, weil die Gehäuse geklebt waren statt geschraubt. Die Initiatorin des Repair-Cafés, Ursula Grosch von der Margetshöchheimer Mitte (MM), berichtet, dass sich die Anzahl verklebter Elektroartikel mittlerweile auffällig häufe und kritisiert, dass eine solche Bauweise Reparaturen verhindert und so zwangsläufig zu unnötigem Elektroschrott führt.

Wahrscheinlich wird sich dies künftig aber ändern, denn die Reparierbarkeit bestimmter Konsumgüter soll in der EU mit dem sogenannten "Recht auf Reparatur" gesetzlich verankert werden. Die EU-Kommission schätzt, dass alleine in Europa durch die vorzeitige Entsorgung von theoretisch noch reparierbaren Produkten jedes Jahr 35 Mio. Tonnen Abfall, 30 Mio. Tonnen verschwendete Ressourcen und 261 Mio. Tonnen Treibhausgasemissionen entstehen. Insbesondere die Mengen an Elektroschrott nehmen in der EU stetig zu und summierten sich 2021 auf fast 14 Millionen Tonnen. Den monetären Verlust für die VerbraucherInnen schätzt die Kommission auf rund 12 Milliarden Euro pro Jahr. Der Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Green Deal, Frans Timmermans, meinte: „Reparatur ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, das Modell der Wegwerfgesellschaft ad acta zu legen, das für unseren Planeten, unsere Gesundheit und unsere Wirtschaft so schädlich ist." Für viele Konsumgüter wie Kühlschränke, Handys und Fahrräder soll es bald europaweit ein Recht auf Reparatur geben. Es gilt als wichtiger Schritt für die Ziele der EU, bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren und klimaneutral zu werden. Weitere Informationen zur Initiative "Recht auf Reparatur" der EU-Kommission finden Sie unter https://germany.representation.ec.europa.eu/news/kampf-gegen-wegwerfgesellschaft-kommission-will-recht-auf-reparatur-2023-03-22_de

Das geplante Recht auf Reparatur dürfte dann auch dem Margetshöchheimer Repair-Café nützen, denn in jjedem EU-Mitgliedsstaat soll ein wettbewerbsfähiger Reparaturmarkt entstehen, der unabhängige Reparatur-Betriebe und ausdrücklich auch Repair-Cafés fördert. Außerdem sollen die Hersteller verpflichtet werden, Ersatzteile und Informationen über ihre Produkte bereitzustellen, sodass die Geräte auch von Tüftlern und Laien instandgesetzt werden können. Zusätzlich sollen über nationale Reparaturfonds Anreize zum Reparieren durch Gutscheine und Fördergelder geschaffen werden.

Häufig sind nur Kleinigkeiten nötig, um defekte Dinge wieder in Gang zu bringen; meist haben die ehrenamtlichen Reparatur-Experten und -Expertinnen im Repair-Café schnell herausgefunden, wie ein Defekt einfach und kostengünstig zu beheben ist. Die meisten Reparateure sind Allrounder für Mechanik und Elektronik, zudem sind eine Näherin, ein Holzspezialist sowie ein PC-Spezialist im Team. Seit etwa einem Jahr steht im Repair-Café auch ein 3-D-Drucker zur Verfügung, mit dem Ersatzteile sogar selbst hergestellt werden können. So konnten die Ehrenamtlichen beim 12. Repair-Café beispielsweise das Uhrwerk einer alten Wanduhr instandsetzen oder einen Diaprojekter nach einer langwierigen Reparatur wieder zu neuem Leben erwecken.

Für strahlende Gesichter sorgten nicht nur die reparierten Defekte, sondern auch die vielen ehrenamtlich gebackenen Kuchen, mit denen sich die Besucher und Besucherinnen die Wartezeit versüßen konnten. Ursula Grosch bedankte sich herzlich bei dem routinierten "tollen Team" für die tatkräftige Unterstützung und dem Team vom Erlabrunner Weltladen, das die Veranstaltung wieder mit fairen Produkten aus aller Welt begleitete. Inzwischen hat sich das Margetshöchheimer Repair-Café nicht nur gut etabliert, sondern über die Gemeindegrenzen hinaus herumgesprochen. Es ist eines der ganz wenigen Repair-Cafés, die regelmäßig laufen. In Margetshöchheim findet es 5 x im Jahr im evangelischen Gemeindehaus statt. Alle Reparaturen werden von dem ehrenamtlichen Team gegen Spende durchgeführt, zudem gibt es im Café selbstgebackenen Kuchen und Kaffee auf Spendenbasis. Die Hälfte der Spenden geht an einen guten Zweck, den anderen Teil behält das Team für wichtige Anschaffungen.

Das nächste Repair-Café findet am Samstag, den 1. Juni 2024 wieder in den Räumlichkeiten des Ev. Gemeindehauses statt.

 

"Reparieren statt Wegwerfen" ist das Motto des Repair-Cafés. Die ehrenamtlichen Experten und Expertinnen können vieles wieder in Gang bringen. (Foto: Ursula Grosch)

 

Bei der Reparatur einer Nähmaschine - hier war der Motor defekt und leider nicht mehr zu retten. (Foto: Ursula Grosch)

 

Das Kuchenbüffet fand großen Anklang. (Foto: Ursula Grosch)

 

Helferin Ulrike Hünig hat ein Loblied auf das Repair-Café verfasst. (Foto: Ursula Grosch)