Wegen der starken Aufheizung des Wassers hat die Regierung von Unterfranken am Mittwoch, den 2. Juli Alarm für den Main ausgerufen. Am selben Nachmittag wurde an der Messstelle in Erlabrunn die höchste jemals gemessene Wassertemperatur im Fluss erfasst. Verschiedene Maßnahmen sollen den Main schützen; auch Bürger können mithelfen.
Hitzeperioden machen nicht nur uns Menschen zu schaffen, sondern auch der Natur. Das zeigte sich in den ersten Juli-Tagen deutlich am Main. Durch die starke Aufheizung und Trockenheit in den vorigen Wochen litt die Ökologie des Gewässers. Der Fachbereich Wasserwirtschaft in der Regierung von Unterfranken hat deshalb am Mittwoch, den 2. Juli nach den Vorgaben des Alarmplans Main von einer Warnung auf die höchste Stufe "Alarm" hochgestuft, nachdem die Wassertemperaturen an der Erlabrunner Messstelle zwei Tage in Folge über 27 ° C lagen. Noch am selben Nachmittag wurde dann sogar die höchste jemals gemessene Temperatur erfasst: am 2. Juli um 17:00 Uhr erreichte das Mainwasser in Erlabrunn den Rekordwert von 29,2 °C.
Historischer Höchstwert an der Erlabrunner Messstation
"Dieser historische Höchstwert ist schlimm. Wir sind gestern richtig erschrocken", berichtet Gewässerökologin Eva Barbara Meidl auf Nachfrage der Blog-Redaktion am Donnerstag, den 3. Juli. Sie verantwortet den Alarmplan Main bei der Regierung von Unterfranken. Wegen der wetterbedingten Abkühlung mit leichten Niederschlägen konnte tags darauf glücklicherweise wieder auf "Warnung" heruntergestuft werden, doch es ist wahrscheinlich, dass es diesen Sommer erneut zum Alarm am Main kommen könnte. Die langfristige Prognose mit hoher Wärmebelastung und geringen Niederschlägen gibt Anlass zur Sorge. "Dieses Jahr wird eine echte Herausforderung", befürchtet Meidl. Weil auch Bürger durch bestimmte Verhaltensmaßnahmen zum Schutz des Gewässers beitragen können (siehe unten), berichtet der Margetshöchheim Blog deshalb ausführlich an dieser Stelle.
Bei Alarm bereiten sich die Behörden auf ein Fischsterben vor
Der Alarmplan Main wurde 2012 ins Leben gerufen und umfasst die drei Stufen 1: "Vorwarnung" (kritische Verhältnisse sind in Kürze zu erwarten), 2: "Warnung" (gewässerbiologisch kritische Verhältnisse) und 3: "Alarm" (deutliche Beeinträchtigungen der Gewässerbiologie bis hin zu Fischsterben zu erwarten). Wird die Alarmstufe ausgerufen, bereiten sich Behörden wie das Landratsamt auf Maßnahmen vor, etwa die Entnahme großer Tiermengen bei einem massenhaften Fischsterben. Zudem gilt es dann jegliche Wärme- und Nährstoffeinträge zu reduzieren. Auch die Warnstufe beeinhaltet Maßnahmen; beispielsweise sollen Unternehmen dann Wärmeeinträge durch Kühlwasser in den Fluss unterlassen. Das Würzburger Kraftwerk leite schon seit Tagen nicht mehr in den Main ein, erklärt Meidl.
Erlabrunn ist Hotspot bei der Wassertemperatur
Margetshöchheim liegt am Main im sogenannten Meldebereich 1, der sich von Kahl (Hessen) bis Würzburg erstreckt. Maßgeblich für die Warnstufen sind die viertelstündlichen Messwerte der automatischen Messstationen in Kahl und Erlabrunn sowie Messungen und gewässerbiologische Untersuchungen der Wasserwirtschaftsämter. Ausschlaggebend sind etwa die Wassertemperatur, der Sauerstoffgehalt sowie der Abfluss. Auch wirbellose Kleinlebewesen und das Plankton sowie Parameter wie pH-Wert oder Chlorophyllgehalt werden erfasst. Am besagten Mittwoch bereitete die Wassertemperatur des Mains große Sorgen, nach zwei Tagen über 27 ° C und am Nachmittag einem neuen Allzeit-Rekord von 29,2 ° C. "Die Temperatur ist in Erlabrunn immer ein Problem", sagt Gewässerökologin Eva Barbara Meidl. Der Main heize sich im Würzburger Becken sehr schnell auf, ab Kitzingen gebe es eine regelrechte Wärmeinsel und Erlabrunn sei in Bezug auf die Wassertemperatur ein "Hotspot", sagt die Expertin.
Problematisch sind Hitze und Nährstoffeinträge
Für Wasserlebewesen und insbesondere Fische stellen solch hohe Temperaturen eine enorme Belastungsprobe dar. Denn die Körpertemperatur dieser wechselwarmen Tiere hängt von der Umgebungstemperatur ab; sie können im Gegensatz zu gleichwarmen Tieren (z.B. Säugetiere wie der Mensch) ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Neben den hohen Außentemperaturen kann aber auch Regen die Situation verschärfen, wie die Regierung von Unterfranken in ihrer Pressemitteilung vom 2. Juli erklärte: "Durch starke Algenblüten ist aktuell im gesamten Meldebereich zwar noch ausreichend Sauerstoff im Wasser vorhanden. Bei weiter steigenden, sehr warmen Wassertemperaturen können jedoch die Algen sukzessive absterben, die Sauerstoffproduktion würde damit geringer werden. Auch bereiten die vor allem ab Donnerstagmorgen vorhergesagten Schauer und teils starken Gewitter Sorge. Der damit verbundene Stoffeintrag in den Main könnte die gewässerökologisch kritische Situation dann schnell und erheblich verschärfen, da neben eingetragenen Nährstoffen auch abgestorbene Algen zusätzlich zu einer deutlichen Sauerstoffzehrung führen würden. Sommerlich bedingt weist der Main derzeit zudem einen niedrigen Abfluss auf, der zu einer schlechteren Verdünnung von Einleitungen führt und die ökologischen Bedingungen noch zusätzlich belastet."
Jeder kann zum Schutz der Tiere beitragen
Nach den Vorgaben des Alarmplans Main ist in kritischen Phasen alles zu unterlassen, was zu zusätzlichen Belastungen im Fluss führen könnte. Beispielweise ist alles zu vermeiden, was Sedimente aufwirbelt, etwa Baggerungen. Die Regierung von Unterfranken bittet in ihrer Pressemitteilung auch die Bürger und Bürgerinnen um Rücksicht: "Bitte beachten Sie, dass die Lebewesen im Main durch die hohen Wassertemperaturen zunehmend unter Stress stehen. Bei hohen Temperaturen brauchen die Tiere mehr Sauerstoff und Ruhe, um diese Zeit zu überleben."
Mit folgenden einfachen Maßnahmen können Sie in kritischen Phasen selbst aktiv zum Schutz der Wasserlebewesen im Main beitragen:
♦ Stören Sie Fische nicht, wenn diese an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen
♦ Überlassen Sie schattige Wasser- und Uferzonen den Tieren; diese können bei hohen Wassertemperaturen überlebenswichtig sein
♦ Wirbeln Sie bei Aktivitäten am Main keinen Schlamm oder Sedimente auf
♦ Lassen Sie keinen Müll am Ufer liegen; dieser kann beim nächsten Regen kritische Nährstoffe in den Fluss eintragen
♦ Lassen Sie keine Lebensmittelreste (oder Pipi!) ans oder ins Wasser gelangen; auch das sind kritische Nährstoffeinträge
Alarmpläne Gewässerökologie – Prävention zum Schutz der Gewässer
In Folge der Klimaänderung können in den großen Flüssen Bayerns gewässerökologisch kritische Zustände auftreten. Diese könnengefährlich für den Lebensraum von Flora und Fauna werden. Damit kritische Zustände frühzeitig erkannt werden, wurden sogenannte Alarmpläne für die zwei größten Flüsse Bayerns, die Donau und den Main, aufgestellt. Das Ziel ist es, ökologisch kritische Zustände frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, welche die Flüsse stabilisieren. Wie sich der Klimawandel auf die Flüsse in Bayern auswirkt, was genau die Alarmpläne beinhalten und welche Aufgaben dabei Messstationen haben, lassen wir uns in dieser Folge von Gewässerökologin Barbara Meidl erklären. (Quelle und Grafik: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Am 2. Juli 2025 erreichte die Temperatur des Mainwassers an der Erlabrunner Messstation den Allzeit-Rekordwert von 29,2 ° C. (Grafik: Screenshot Bayerisches Landesamt für Umwelt / Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern)
Die vierstelstündlichen Messwerte der Erlabrunner Messstation (Wassertemperatur und Sauerstoffgehalt) finden Sie auf der Homepage des Niedrigwasser-Informationsdienstes Bayern unter https://www.nid.bayern.de/wassertemperatur/unterer_main/erlabrunn-messstation-24043800. Bitte beachten: Da die Eichgeräte der Wasserwirtschaft auf Winterzeit eingestellt sind, muss beim Ablesen der Tabelle während der Sommerzeit eine Stunde addiert werden.
