Hohes Grundwasser-Defizit - die Regierung ruft alle BürgerInnen zum Wassersparen auf

Wasser ist Leben - doch die unverzichtbare Ressource wird gerade im heißen und trockenen Unterfranken immer knapper. Mittlerweile fehlt unserem Grundwasser die Menge von etwa vier Jahren, ohne Aussicht auf Besserung. Die Regierung ruft BürgerInnen deshalb aktuell zu einer achtsamen und sparsamen Verwendung von Wasser auf.

Seit 2003 fehlen pro Jahr durchschnittlich 16 % an neugebildetem Grundwasser in Bayern. In Unterfranken summiert sich das Defizit bereits auf rund 400 Liter pro Quadratmeter; für Würzburg errechnete der Klimaforscher Prof. Heiko Paeth im vergangenen Jahr bereits ein Minus von 600 Litern. Grundwasser bildet sich vor Allem im Winterhalbjahr, wenn die Vegetation weniger Wasser benötigt und Schnee oder Eis langsam im Boden versickern, doch durch die milden und oft regenarmen Winter konnten sich die Grundwasserspeicher schon seit 2003 nicht mehr richtig füllen. Dieses Defizit kann selbst durch ein extrem regenreiches Jahr kaum mehr ausgeglichen werden. Es ist Wasser, das schlichtweg fehlt und die verfügbare Menge für alle Lebewesen reduziert.

Alleine in Deutschland werden am Tag pro Kopf durchschnittlich 7.200 Liter Wasser verbraucht (Grund- und Oberflächenwasser), davon entfallen laut Umweltbundesamt zwar über 40 % für die Energieversorgung, aber rund ein Viertel (26,8 %) benötigt alleine die öffentliche Wasserversorgung (zum Vergleich: die Bewässerung landwirtschaflticher Flächen verbraucht rund 2 %). Jede und jeder kann also dazu beitragen, die Ressource Grundwasser zu schonen. Der exorbitante Verbrauch von Grundwasser in der westlichen Welt hat auf dem Planeten bereits eine sichtbare Spur hinterlassen: Wie Wissenschaftler unlängst feststellten, hat sich durch die Grundwasserentnahmen auf der Nordhalbkugel mittlerweile die Erdachse um rund 80 Zentimeter verschoben (siehe Süddeutsche Zeitung unter https://www.sueddeutsche.de/wissen/erdachse-grundwasser-verschoben-1.5956912). Gründe genug, mit kostbarem Trinkwasser, das in Unterfranken voll und ganz aus Grundwasser gewonnen wird, sorgsam umzugehen.

Dabei gehört Unterfranken zu den trockensten und gleichzeitig wärmsten Gebieten Deutschlands, zudem ist es mit einer jetzt schon belegten durchschnittlichen Erwärmung um 1,7 ° zum vorindustriellen Zeitalter einer der weltweiten Spitzenreiter des Klimawandels. Die Regierung von Unterfranken ruft aktuell alle Bürgerinnen und Bürger zur besonders achtsamen und sparsamen Verwendung von Wasser auf: "Die andauernde Hitze und Trockenheit setzen die Flüsse, Bäche und das Grundwasser zunehmend unter Druck. Bayernweit weisen rund 55% sowohl der oberflächennahen als auch der tieferen Grundwasserleiter niedrige bis sehr niedrige Stände auf. Davon ist auch Unterfranken betroffen. Hier fehlen seit 2003 über 400 Millimeter Grundwasserneubildung. Das entspricht im Mittel der Menge von etwa vier Jahren. Flächendeckend sind an den Flüssen und Bächen niedrige bis sehr niedrige Abflüsse zu verzeichnen. Einige kleinere Bäche sind abschnittsweise bereits trockengefallen.", heißt es in einer Pressemitteilung.

So sollte beispielsweise auf das Rasensprengen verzichtet werden, auch wenn es bisher nur in einzelnen Gemeinden verboten wurde. "Angesichts der derzeit angespannten Situation sollten alle sich der Verantwortung für unsere Gewässer bewusst sein und einen Beitrag leisten, um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen", appelliert das Landratsamt Würzburg. Auch einige unterfränkische Gemeinden, Kreisverwaltungen und Wasserversorger haben bereits Appelle zum Wassersparen herausgegeben.

Wasserentnahmen aus Bächen und Flüssen außerhalb des zulässigen Gemeingebrauchs sind grundsätzlich verboten

Bei Wasserentnahmen aus Flüssen und Bächen müssen die gesetzlichen Vorgaben des Gemeingebrauchs strikt beachtet werden: erlaubt sind nur Wasserentnahmen mit Handschöpfgefäßen oder in geringen Mengen zum Tränken von Vieh bzw. für den häuslichen Bedarf in der Landwirtschaft – solange eine erhebliche Beeinträchtigung des Gewässers und seiner Ufer nicht zu erwarten ist und dies nicht per Allgemeinverfügung bereits verboten wurde. Alle anderen Entnahmen, insbesondere mit Pumpen, müssen von der Behörde genehmigt werden. Ungenehmigte Entnahmen sind kein Kavaliersdelikt, sondern können empfindliche Bußgelder nach sich ziehen. Bei genehmigten Entnahmen ist streng darauf zu achten, dass die in den Bescheiden verankerten Auflagen eingehalten werden. Die Kreisverwaltungsbehörden und Wasserwirtschaftsämter führen stichprobenartig Kontrollen durch und gehen Hinweisen aus der Bevölkerung nach, teilt die Regierung mit.

Auch wenn es bei uns sorglos aus dem Hahn sprudelt - Trinkwasser ist eine kostbare Ressource, die wir in Unterfranken auch ohne behördliche Verbote achtsam nutzen sollten. (Foto: Tina Göpfert)