Altersschwache Oldies - viele Pappeln am Mainufer werden es wohl nicht mehr lange machen

Die alten Pappeln am Mainufer gehören zu den charakteristischsten Wahrzeichen Margetshöchheims. Mit gut 80 Jahren haben etliche Bäume am südlichen Ufer aber mittlerweile ihr biologisches Höchstalter erreicht und sind durchweg in ziemlich schlechtem Zustand. Mit Schnitt- und Pflegemaßnahmen will die Gemeinde im Herbst retten, was noch zu retten ist.

Im ersten Bauabschnitt zwischen Steinernem Weg und neuem Steg machte sich kürzlich der Umweltausschuss bei einer gemeinsamen Begehung mit dem örtlichen Baumsachverständigen Dr. Gerhard Väth ein umfassendes Bild vom Zustand der dortigen Pappeln. Bäume auf Gemeindegrund werden grundsätzlich alle zwei Jahre auf ihre Verkehrssicherheit überprüft. Das dortige Mainufer befindet sich zwar im Eigentum der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung, durch entsprechende Nutzungsverträge ist aber die Gemeinde für die Bäume und Grünflächen zuständig. Für sein Gutachten hatte Väth die Bäume am südlichen Mainufer kürzlich eingehend untersucht. In diesem Abschnitt der Mainlände stehen unter Anderem 15 Schwarzpappeln, die im Vergleich zu den charakteristischen Säulenpappeln etwas breitwüchsiger wachsen. Wie der Baumsachverständige erläuterte, haben diese Pappeln allesamt ihr biologisches Höchstalter von rund 80 Jahren erreicht und zeigen auch deutliche Alterserscheinungen. Ähnlich den Durchblutungsstörungen beim Menschen können Bäume ihre hohen Äste mit zunehmendem Alter immer schlechter versorgen. Das wiederum führt gerade bei Pappeln, deren Holz im Lauf der Jahre immer spröder wird, häufig zu Astbruch und in dessen Folge oft zu Stamm- oder Wurzelfäule. Die Pappeln werden es wohl nicht mehr allzu lange machen - wobei sich kaum einschätzen lässt, um wieviele Jahre es hier geht.

Mit ihren rund 80 Jahren sind die Pappeln am südlichen Mainufer echte Oldies. Als Wahrzeichen soll die Pappelreihe bestehen bleiben - durch Nachpflanzungen. (Foto: Tina Göpfert)

Weil die Verkehrssicherheit der Bäume derzeit nicht mehr gewährleistet sei, empfahl Väth, die ganzen begutachteten Pappeln vom Steinernen Weg bis zum Höchheimer Mainsteg während der Vogelbrutzeit vorerst weiträumig abzusperren. Zunächst wollte die Gemeinde von einer Absperrung absehen, solange keine besondere Gefährdungslage wie Sturm bestehe, berichtete Bürgermeister Waldemar Brohm auf Nachfrage. Die Gemeinde ist für die Verkehrssicherheit zuständig und kann entscheiden, inwieweit sie den Empfehlungen des Gutachtens folgen will. Inzwischen wurde der Bereich gesperrt, weil in den vergangenen Tagen Astbrüche aufgetreten sind. Unstrittig ist, dass im Herbst mit umfangreichen Schnittmaßnahmen versucht werden soll, die Standzeit der alten Bäume zu verlängern. Starke Einkürzungen können das Absterben eines Baumes um etliche Jahre hinauszögern. Bei zwei Bäumen in der Nähe hätten starke Schnittmaßnahmen eine Besserung gebracht, sagt der Baumsachverständige auf Nachfrage. Eine Garantie, dass die Schnittmaßnahmen Erfolg haben und die alten Bäume wieder austreiben werden, könne es aber nicht geben. Sollten Bäume am Mainufer ersetzt werden müssen, werden nach einem Beschluß der Gemeinde die charakteristischen Säulenpappeln nachgepflanzt. In den vergangenen Jahren war dies bereits einige Male der Fall. Mit ihrem schnellen Wuchs von über einem Meter pro Jahr bleibt so auch die typische Silhouette am Mainufer ansehnlich.

Margetshöchheims eigentliche Wahrzeichen - die Säulenpappeln im Bereich zwischen Steinernem Weg und Spielplatz - stehen besser da als die altersschwachen Schwarzpappeln, weil sie mindestens 20 Jahre jünger sind, stellt der Baumsachverständige klar.

Der Experte empfahl den GemeinderätInnen außerdem, die gesamte Baumreihe aus Schwarz- und Säulenpappeln entlang des Mains vom neuen Steg bis zum Spielplatz als Naturdenkmal eintragen zu lassen. Bisher ist nur rund die Hälfte der Pappeln als solches klassifiziert. Einen direkten Vorteil hätte die Gemeinde dadurch nicht, so der Baumsachverständige, aber der Schutz eines Baumes erhöhe sich dadurch, weil dann die Untere Naturschutzbehörde bei Maßnahmen mitredet. Voraussetzungen, dass ein Baum als Naturdenkmal klassifiziert werden kann, gibt es auch: zum Beispiel muss ihn jemand vorschlagen, er muss ein gewisses Alter erreicht haben und landschafts- oder ortsbildprägend sein.

Väth ist auch offizieller Naturschutzwächter des Landkreises

Seit fast einem Jahr ist der Margetshöchheimer Baumsachverständige Dr. Gerhard Väth zudem als offizieller Naturschutzwächter im westlichen Landkreis unterwegs. Die acht Naturschutzwächter im Landkreis arbeiten eng mit der Unteren Naturschutzbehörde zusammen. Bei den GemeinderätInnen regte er an, im Umweltausschuss auch prinzipielle umweltrelevante Themen für Margetshöchheim zu diskutieren und Konzepte zu entwickeln. Zu seinen Aufgaben als Naturschutzwächter gehört, BürgerInnen über den richtigen Umgang mit der Natur zu informieren und die Einhaltung von Naturschutzgesetzen zu kontrollieren. So können BürgerInnen zum Beispiel illegale Müllablagerungen an den Naturschutzwächter melden. Derzeit arbeitet Väth in Zell an einem Projekt des Landkreises zum Schutz von Waldameisen mit, berichtet er. Über die Tätigkeit der Naturschutzwächter siehe auch folgende Pressemitteilung des Landkreises Würzburg: https://www.landkreis-wuerzburg.de/?object=tx%7c2680.5&ModID=255&FID=2680.25579.1