Erste Online-Bürgerversammlung war eine gelungene Premiere - viele Bürger stellten Fragen

Ein kurzer Ausfall des Bürgermeister-Mikrofons, ein Teilnehmer mit laufendem Fernseher und immer wieder Barbara auf dem Bildschirm: von diesen kleinen Pannen mal abgesehen, lief die erste Online-Bürgerversammlung der Gemeinde beinahe reibungslos. Dass es eine gelungene Premiere war, bestätigten auch zahlreiche Bürger im Chat; mehrfach wurde darum gebeten, die nächste Bürgerversammlung im Fall einer Präsenzveranstaltung bitte zusätzlich digital anzubieten. Für den reibungslosen Ablauf sorgte die Veranstaltungsfirma Eventstar aus Oberhaid, die mittlerweile bundesweit vom Konzern bis zur Kommune digitale Treffen organisiert. Im kleinen Sitzungssaal war die aufwändige Technik installiert: vier große Bildschirme, Kameras, Mikrofone und Beleuchtung für die drei Bürgermeister*innen Waldemar Brohm (CSU), Norbert Götz (CSU) und Christine Haupt-Kreutzer (SPD) sowie den Verwaltungschef Roger Horn, dazu an zwei Tischen das Team von Eventstar mit Mischpulten und Equipment. Vom Ablauf her war die Online-Bürgerversammlung aber wie gewohnt: auf die Präsentation durch den ersten Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) folgte die Diskussionsrunde mit den Bürgern. 65 Margetshöchheimer waren virtuell zugeschaltet und beteiligten sich rege. Dabei wurden per Chat oder Audiobotschaft die unterschiedlichsten Fragen gestellt.

Die Zahlen zur Entwicklung der Gemeinde sind erfreulich

Zu Beginn begrüßte Brohm, der von seinem Tisch auf zwei große Bildschirme blickte, alle live zugeschalteten Bürger "für Sie Zuhause in gewohnter Umgebung, für mich in neuer Umgebung".

Der Platz von Bürgermeister Brohm, umrahmt von Bildschirmen. (Foto: Tina Göpfert)

Dann ging es mit den aktuellen Zahlen (Stand 31.10.2020) aus dem Einwohnermeldeamt weiter. Der Trend der vergangenen Jahre setzte sich weiter fort, die Einwohnerzahl ist durch Zuzüge erneut leicht gestiegen auf 3.314 Personen; darunter sind 251 Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit aus 50 Nationen. Erfreulich ist auch die finanzielle Entwicklung der Gemeinde; der Schuldenstand ist auf 748.024 Euro weiter gesunken, die Pro-Kopf-Verschuldung reduzierte sich demnach um rund 30 Euro auf 237,74 Euro. Allerdings sind auch die Finanzmittel der Gemeinde um knapp 1 Million Euro gesunken, hauptsächlich durch einen verringerten Vermögenshaushalt. Im neuen Jahr sind Darlehen in Höhe von 2 Millionen Euro vorgesehen. Corona macht sich in den aktuellen Steuerzahlen kaum bemerkbar - während die Einkommenssteueranteile um rund 100.000 Euro zurückgingen, stiegen die Einnahmen aus der Gewerbesteuer um knapp 50.000 Euro.

War auch ein Thema in der Präsentation des ersten Bürgermeisters: Die Pläne für den neuen Mainsteg.

In die Bildung wurden in Margetshöchheim rund 200.000 Euro (Schulverbandsumlage) bzw. 944.230 Euro (Betriebskostenförderung KiTa) investiert. Bei der Dorfentwicklung hat sich heuer wieder einiges getan: Im Zuge der bayerischen Digitalisierungskampagne des Kultusministeriums hat die Grund- und Mittelschule inzwischen ihren Glasfaser-Anschluss bekommen, der mit 50.000 Euro gefördert wurde. 36.500 Euro bezahlte die Gemeinde, der Ausbau dauerte knapp eineinhalb Wochen. Für den Straßenbau fielen 150.000 Euro an. Die Umrüstung der Margarethenhalle auf effiziente LED-Beleuchtung schlägt mit insgesamt 160.000 Euro zu Buche; nächstes Jahr soll für rund 40.000 Euro noch die Außenbeleuchtung umgerüstet werden. Am neuen Friedhof wurde die Umzäunung erneuert; das soll dem Schutz vor Wildschweinen dienen, die dort Probleme machen und wegen rechtlicher Vorgaben dort nicht geschossen werden dürfen. Darüber hinaus wurde 2020 noch der neue Parkplatz in der Ludwigstraße fertiggestellt und vieles mehr. Für 2021 sind unter Anderem der barrierefreie Ausbau der Haltestelle Bachwiese geplant, der erste Bauabschnitt der Mainlände, die Kanalsanierung in der Frankenstraße etc.

Das Team von Eventstar sorgte für Technik und den reibungslosen Ablauf. Links sitzt Geschäftsführer Daniel Haderlein am Mischpult. (Foto: Tina Göpfert)

Rege Diskussionen und ein Antrag per Chat

Im Anschluss an die Präsentation begann die obligatorische Diskussionsrunde mit den über die Plattform "Zoom" virtuell zugeschalteten Bürgern, die sich über ihr PC-Mikrofon oder den Chat zu Wort melden konnten. Dabei wurden die verschiedensten Fragen rund um das Ortsgeschehen gestellt. Wie es mit dem Lastenfahrrad weitergehe, wollte etwa einer wissen. Bürgermeister Brohm informierte, dass ein Lastenfahrrad angeschafft wurde und mit der Initiatorin Stephanie Röll (MM) noch die Art des Verleihs zu klären ist; bis Anfang 2021 sei ein Online-Buchungssystem angestrebt. Falls das Rad gut angenommen werde, könne über Sponsoren auch ein zweites angeschafft werden. Ein Teilnehmer fragte, was mit dem Gelände der Tennishalle sei? Das Grundstück sei mit Zustimmung des Gemeinderats an einen Investor verkauft worden, die künftige Nutzung werde in enger Abstimmung mit der Gemeinde abgesprochen und dürfe keinen Einfluss auf die Nutzung der Margarethenhalle haben, teilte Brohm mit. Was im Altort mit dem Klostergelände werde, wollte eine andere Bürgerin wissen. Brohm antwortete, die Ertüchtigung des Geländes erfordere eine enge Zusammenarbeit der kirchlichen mit der politischen Gemeinde, um Ansprüche an das Gelände in Einklang zu bringen. Für die Gemeinde sei etwa eine zentrale Forderung, dass ein barrierefreier Zugang von der Gartenstraße zu Rathaus und Mainstraße hergestellt wird. Diesbezügliche Gespräche laufen. Ein Bürger regte an, dass künftig analog zu anderen Gemeinden zentrale Streubehälter mit salzfreiem Streugut zur Verfügung gestellt werden sollten. Das Thema wird im Bauausschuss beraten werden. Ein anderer monierte, dass eine Straßenlaterne in der Thoma-Rieder-Straße sehr dunkel sei; Brohm teilte mit, dass die MFN im Januar eine Ortsbefahrung zur Erfassung suboptimaler Straßenbeleuchtung durchführen werde und zeitnah nachgerüstet werden soll. In einer weiteren Wortmeldung wurde gefragt, wann das zweite Ärztehaus eröffne? Derzeit sei es schwierig, Ärzte zu finden, wegen Corona und weil sie ein hohes unternehmerisches Risiko eingingen. "Da ist man mit 1 Million locker dabei", sagte Brohm. Zudem müssten es Ärzte sein, die nicht in Konkurrenz zum bestehenden Angebot stünden. Zahlreiche weitere Fragen gingen - meist per Chat - ein.

Der zweite Bürgermeister Norbert Götz (CSU) gab außerdem bekannt, dass es ab Januar in Margetshöchheim eine Nachbarschaftshilfe geben wird, in der man sich konfessionsübergreifend engagieren kann. Der bisherige Caritas-Helferkreis wird in die Nachbarschaftshilfe integriert. "Wir können uns froh und glücklich schätzen, dass wir in Margetshöchheim so viele engagierte Leute haben, das ist auch und gerade in der Corona-Pandemie sehr wertvoll", merkte Bürgermeister Brohm an. Eine Bürgerin fragte nach, ob sogenannte Steingärten im Ort schon verboten seien? Als Brohm dies verneinte, stellte die Bürgerin direkt im Chat den Antrag auf ein Verbot. Nun muss der Gemeinderat über den Antrag entscheiden. Generell werden die Themen aus der Bürgerversammlung in der nächsten Sitzung im Rat diskutiert. Die nächste Gemeinderatssitzung findet am 12. Januar 2021 statt.