Jahresbericht: Die Feuerwehr braucht dringend mehr Platz und mehr Freiwillige

Der wegen Corona verspätete Jahresbericht der Floriansjünger zeigte eines ganz deutlich: soll sie handlungsfähig bleiben, braucht die Feuerwehr dringend mehr Platz und mehr Personal. Zudem müssen in den nächsten Jahren einige Einsatzfahrzeuge ausgetauscht werden - etwa das Tanklöschfahrzeug vom Typ Unimog, das mit Baujahr 1978 schon genauso alt ist wie die Verwaltungsgemeinschaft.

Eigentlich wollte Peter Götz, Erster Kommandant der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr, seinen Jahresbericht für 2019 schon im Frühjahr des vergangenen Jahres vorstellen. Corona-bedingt klappte es dann aber erst bei der letzten Gemeinderatssitzung im Dezember 2020. Trotz Verspätung zeigte der jährliche Bericht eines ganz deutlich: soll sie handlungsfähig bleiben, braucht die Feuerwehr dringend mehr Platz und mehr Personal. Zudem müssen in den nächsten Jahren einige Einsatzfahrzeuge ausgetauscht werden - etwa das Tanklöschfahrzeug vom Typ Unimog, das mit Baujahr 1978 schon genauso alt ist wie die Verwaltungsgemeinschaft.

Ein großes Problem ist, dass sich die suboptimale Situation der Wehr nicht so einfach lösen lässt. Etwa weil es an Flächen fehlt, auf denen ein größeres Feuerwehrhaus gebaut werden könnte. Zwar wurde das bestehende Gebäude bis Anfang 2019 umfassend saniert, sodass es den Anforderungen erstmal genügt, doch um einen Neubau kommt Margetshöchheim in Zukunft nicht herum. Problematisch ist beispielsweise die wegen des Platzmangels unzureichende "Schwarz-Weiß-Trennung" (kontaminierte bzw. unkontaminierte Bereiche). Zudem sind die engen Bewegungsradien zwischen den Fahrzeugen für die Feuerwehrleute potenziell gefährlich. Auch auf dem Außengelände kommt es laut Kommandant Peter Götz immer wieder zu brenzligen Situationen, unter Anderem weil die Parkplätze für die Einsatzkräfte neben dem Feuerwehrhaus von einer Straße gequert werden. In diesem Kreuzungsbereich "gab es schon etliche Gefährdungen", sorgt sich Götz. Zudem mangelt es der Feuerwehr an Unterstellplätzen für Fahrräder.

Zwischen den Parkplätzen für die Einsatzkräfte (vorne links) und dem Feuerwehrhaus kommt es durch die Straße immer wieder zu gefährlichen Situationen. (Foto: Tina Göpfert)

Deshalb beantragte die Feuerwehr bereits vor längerer Zeit, die Parkplätze für die Einsatzkräfte hinter die Tennisplätze gegenüber vom Lieferanten-Eingang des Tegut-Markts zu verlegen. Allerdings rangieren dort auch die LKW; zudem müsste der Parkplatz erst dementsprechend ertüchtigt werden. Außerdem wurden die Tennisplätze im vergangenen Jahr an einen Investor verkauft - jetzt laufen die Planungen, was künftig aus den Flächen werden soll. Zu viele Unklarheiten für eine schnelle Lösung. Neben den Gemeinderäten dankte Bürgermeister Waldemar Brohm (CSU) den Feuerwehrleuten für ihr überdurchschnittliches Engagement und sagte, man werde tun, was möglich ist. "Wir wissen, dass es Optimierungsbedarf gibt", so Brohm.

Traurig aber wahr: Manche Arbeitgeber lassen ihre Angestellten nicht zu Einsätzen ausrücken

Ob sich die angespannte Personal-Situation einfacher beheben lässt, darf bezweifelt werden - schließlich fehlen der Margetshöchheimer Wehr 24 Freiwillige. 58 Feuerwehrleute waren 2019 aktiv (darunter 7 Frauen), erforderlich wären aber 82. Sorgen bereitet Götz besonders, dass dabei auch drei Atemschutz-Geräteträger fehlen und die Tagesalarmsicherheit zwischen 7-17 Uhr nicht mehr voll gewährleistet ist. Bei den HvO ("Helfer vor Ort" bzw. Ersthelfer / First Responder) konnten vier Einsätze nicht gefahren werden, weil Personal fehlte. Ein Lösungsansatz läge laut Götz darin, dass künftig Mitarbeiter von Gemeinde und Bauhof in der Wehr aktiv werden. Auch der Mangel an verfügbarem Wohnraum schlägt sich auf die Mitgliederzahl der Feuerwehr nieder, etwa wenn Arbeitnehmer umsiedeln müssen oder junge Menschen nach ihrer Zeit in der Jugendfeuerwehr in die Städte abwandern (die Jugendfeuerwehr zählt 18 Mitglieder). Für fünf Feuerwehrleute waren Umzüge im Jahr 2019 der Grund, ihren aktiven Dienst aufzugeben. Zudem gebe es im Ort auch einige Arbeitgeber, die ihre Angestellten nicht zu Einsätzen ausrücken lassen (beispielsweise Personen, die in anderen Wehren aktiv sind, aber in Margetshöchheim arbeiten). Ausdrücklich lobte der Kommandant dagegen die hiesigen Firmen MF Engineering, Metallbau Hart, Sanitär Kimmel und Maler Hösl für die Unterstützung durch die zuverlässige Freistellung ihrer in der Feuerwehr aktiven Mitarbeiter. Wenn Corona es zulässt, müssten 2021 unbedingt wieder Mitglieder geworben werden, sagte Götz.

Auch Einsätze auf dem Wasser gehören zum Programm - wie bei dieser Übung. (Foto: Tina Göpfert)

Corona: HvO-Einsätze nur noch bei sehr ernsten Situationen und Tests bei Dr. Heckel

In Bezug auf die Einsatzzahlen hat sich 2019 gegenüber dem Vorjahr nicht viel verändert. 13 Brände mussten gelöscht werden, Technische Hilfeleistungen waren 19 mal nötig; insgesamt kamen für die Feuerwehr 160 Einsätze zusammen - statistisch gesehen also fast an jedem zweiten Tag. Dabei leisteten die Freiwilligen über 1150 Arbeitsstunden, acht Menschenleben konnten gerettet werden. Die Zahl der HvO-Einsätze (Ersthelfer) belief sich auf 122. Wegen Corona hat sich die Situation 2020 verändert, Ersthelfer-Einsätze wurden drastisch zurückgefahren. Es wird nur noch bei Notfällen der Kategorie II und III ausgerückt - bei lebensbedrohlichen Symptomen. Dabei treffen die Feuerwehrleute natürlich umfassende Schutz- und Hygienemaßnahmen, um Ansteckungen zu verhindern. Zudem hält der Margetshöchheimer Allgemeinarzt Dr. Heckel für die Feuerwehr regelmäßig Corona-Schnelltests bereit, die Kosten dafür trägt die Gemeinde.

Zu schaffen machen der Wehr aber nicht nur der Platz- und Personalmangel oder Corona. 2019 übernahm die Margetshöchheimer Wehr ausnahmsweise die Absicherung des Lifestyle Triathlons in Erlabrunn - das werde man künftig aber lassen, so der Kommandant. "Viele Verkehrsteilnehmer verhalten sich rücksichtslos gegenüber den Einsatzkräften, das ist ein großes Problem", klagte Götz. Es habe 2019 einige Anzeigen gegen Verkehrsteilnehmer gegeben; die Rücksichtslosigkeit der Bevölkerung im Straßenverkehr nehme leider immer mehr zu. Vielleicht hilft es, wenn jeder Einzelne sich einmal bewusst macht, wie dankbar er im Notfall für schnelle Hilfe wäre und dass diese Hilfe nicht selbstverständlich ist, sondern von engagierten Menschen freiwillig erbracht wird.