Bei der diesjährigen Bürgerversammlung im November hatten die Margetshöchheimer wieder viele Fragen an den Bürgermeister. Themen waren unter Anderem das Ärztehaus II, die Versorgung mit Nahwärme oder der geplante Solarpark. Dazu kamen etliche kleinere Anliegen.
Bei der Bürgerversammlung im November stellten viele der rund 120 anwesenden Margetshöchheimer Fragen zu verschiedenen Themen. Bürgermeister Waldemar Brohm, Verwaltungsleiter Marcel Holstein und Daniel Biermann vom Technischen Baumt standen Rede und Antwort, zudem werden die Bürgerfragen im kommenden Jahr im Gemeinderat behandelt.
Bekommt Margetshöchheim ein Nahwärme-Netz?
Schon im Vorfeld der Versammlung hatte die Gemeindeverwaltung Nachfragen wegen einer möglichen Nahwärmeversorgung in Margetshöchheim erhalten. Um im Rahmen der Energiewende Deutschlands Treibhausgasemmissionen zu reduzieren und das Land bis 2045 klimaneutral zu machen, spielt die Wärmeversorgung die bedeutendste Rolle. Denn in Deutschland macht die Wärmeversorgung über 50 % des gesamten Energieverbrauchs aus und ist damit für einen Großteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Aktuell werden etwa 80 % des Wärmeverbrauchs durch fossile Energien wie Gas und Öl gedeckt. Zum 1. Januar 2024 trat das von der Ampel-Koalition beschlossene Wärmeplanungsgesetz (WPG) in Kraft; es schreibt unter Anderem vor, dass Kommunen über 100.000 Einwohner bis 2026 und Kommunen unter 100.000 Einwohner bis 2028 eine kommunale Wärmeplanung realisiert haben müssen. Zu den möglichen Wärmequellen aus erneuerbaren Energien zählen z.B. Geothermie, Umweltwärme, Abwasserwärme, Solarthermie, Biomasse, grünes Methan, grüner Wasserstoff, Öko-Strom und Abwärme aus Industrien, Rechenzentren usw. Die bayerische Staatsregierung unterstützt Kommunen, die sich bereits vor der verpflichtenden Frist auf den Weg machen, etwa mit der Erstellung einer Vorprüfung. Zudem werden Zusammenschlüsse mehrerer kleiner Gemeinden zu sogenannten Konvois unterstützt.
Dazu gehört auch Margetshöchheim; im Rahmen der Planungen für das Neubaugebiet Scheckert-Lausrain hat sich der Gemeinderat bereits Gedanken zum Thema gemacht. Bürgermeister Brohm erläuterte in der Bürgerversammlung, dass ein entsprechender Energienutzungsplan vor Beginn des Ukraine-Kriegs als nicht wirtschaftlich erachtet wurde, sich die Parameter aber geändert haben. Auch in der interkommunalen Allianz ILE Main-Wein-Garten habe man sich mit den sieben Nachbargemeinden mit dem Thema befasst. Eine Nahwärmeplanung könne für das gesamte ILE-Gebiet oder einzelne Gemeinden erstellt werden; "sinnhaft ist es sicherlich, wenn die Gemeinden relativ nah beieinander liegen", meinte Brohm. Er berichtete, dass die Gemeinden Margetshöchheim und Zell bereits eine Anfrage an die MFN wegen einer möglichen Anbindung an das Wärmenetz der Stadt Würzburg gestellt haben und dass die MFN im Rahmen des sogenannten Scopings bereits Überflüge der Ortsgebiete durchgeführt hat; die Ergebnisse würden derzeit geprüft. Auf ihrer Homepage teilt die Mainfranken-Netze GmbH allerdings mit, dass "für einzelne Bereiche frühestens im Jahr 2026 konkrete Aussagen hinsichtlich der künftigen Verfügbarkeit von Fern- und Nahwärme" getroffen werden können. Weiter heißt es dort: "Wo überall die Fernwärme ausgebaut bzw. erweitert werden soll, ist in einigen Gebieten erst absehbar, wenn die kommunale Wärmeleitplanung abgeschlossen ist und die Ergebnisse in eine konkrete Maßnahmenstruktur überführt. Dies wird voraussichtlich im Jahr 2026 der Fall sein. Prinzipiell wird aus Effizienz- und Rentabilitätsgründen nur noch das Heißwassernetz weiter ausgebaut. Die Verteilungsleitungen des Dampfnetzes werden nicht mehr erweitert, weil diese anschließend im Zuge der Umstellung wieder angepasst werden müssten." Bürgermeister Brohm erläuterte in der Bürgerversammlung, was das konkret bedeuten würde: "Die Nahwärmeversorgung bedeutet Glasfaser-Ausbau im Quadrat; die gesamte Gemeinde müsste von Nord nach Süd einmal komplett umgegraben werden".
Weitere Informationen über die Kommunale Wärmeplanung und häufig gestellte Fragen der Bürger finden Sie auf der Homepage des Bayerischen Ministeriums für Wirtschaft unter https://www.stmwi.bayern.de/energie/energiewende/kommunale-waermeplanung-in-bayern/

Margetshöchheims Solarpark ist auf der Zielgeraden
Etwas geschmeidiger als bei der Wärmeplanung läuft es in Margetshöchheim beim Thema Energieerzeugung. Bürger hatten im Vorfeld der Versammlung angefragt, wie es denn um die Realisierung der geplanten Freifeld-Photovoltaikanlage stehe. Bürgermeister Brohm erklärte, dass die erste Auslegung des Bebauungsplans durchgeführt und die nötigen Abwägungsbeschlüsse über die Anregungen der Träger öffentlicher Belange im Oktober im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurden. Jetzt erfolgt die zweite Auslegung, im ersten Quartal 2025 soll dann der Satzungsbeschluss erfolgen. Anschließend soll die Bürgerbeteiligung vertraglich geregelt werden; Margetshöchheimer sollen sich finanziell an der lukrativen Anlage beteiligen können, etwa über eine Genossenschaft oder Investoren-Modelle. Brohm erläuterte außerdem, dass die Gemeinde jährliche Erlöse von rund 60.000 Euro aus der Photovoltaikanlage erwartet; im Gegensatz zu Leinach und Hettstadt habe Margetshöchheim laut Erneuerbare-Energien-Gesetz einen Rechtsanspruch auf die Auszahlung von Erlösen aus dem Solarpark von 0,2 ct pro KW/h. Auf Nachfrage berichtet der Bürgermeister, dass das Planungsverfahren etwas länger dauere als erhofft, aber dass man davon ausgehen könne, dass es 2025 losgeht und man im Herbst schon etwas von der künftigen Anlage sehen werde.
Detaillierte Informationen zum geplanten Solarpark finden Sie in einem älteren Blog-Artikel unter https://www.margetshoechheim-blog.de/politik-gemeinde/baumasnahmen-dorfentwicklung/754-energiewende-bauleitverfahren-f%C3%BCr-margetsh%C3%B6chheims-solarpark-startet-sp%C3%A4testens-2027-soll-strom-flie%C3%9Fen?highlight=WyJzb2xhcnBhcmsiXQ==


Die Sonne lacht in Margetshöchheim. Künftig soll sie auf 29 Hektar Fläche zur umweltfreundlichen Energieerzeugung genutzt werden. (Foto: Tina Göpfert)
Das Ärztehaus II wird vom Eigentümer vorerst nicht realisiert
Nicht auf die Zielgerade kommt dagegen das Ärztehaus II auf dem ehemaligen Götz-Gelände. Eigentlich sollte auf dem Privatgelände ein weiteres Gewerbeobjekt neben dem jetzigen Ärztehaus entstehen, doch Bürgermeister Brohm berichtete auf eine Nachfrage in der Bürgerversammlung, dass es Probleme gebe, das geplante Ärztehaus II zu füllen. "Wir würden es mit allen Mitteln unterstützen, wenn dort ein weiteres Ärztehaus entstünde, aber das entscheidet der Eigentümer beziehungsweise Investor", sagte Brohm. Auf Nachfrage erklärt er, dass der private Eigentümer die vorgesehene Bebauung auf der momentanen Parkfläche nicht realisieren wolle, weil es nicht genug Mietinteressenten gebe und das Vorhaben somit finanziell nicht tragfähig sei. Oberhalb der Stützmauer sei vom Inhaber des Areals aber nach wie vor eine Reihenhausbebauung am Übergang zum Neubaugebiet Scheckert-Lausrain geplant. Statt eines zweiten Ärztehauses wird auf dem jetzigen Parkplatz vis-à-vis zum Bäcker bald ein Selbstbedienungswürfel der VR-Bank aufgestellt, teilte der Bürgermeister in der Versammlung mit. "Ich hoffe, dass der VR-Würfel nicht der Vorbote einer Filialschließung ist", so Brohm.

Die "Erddeponie" am neuen Mainsteg ist vorerst von Dauer
Ein Bürger erheiterte die Versammlung mit der Nachfrage, warum es trotz der beendeten Baumaßnahmen an der Mainlände immer noch eine "Erddeponie" am neuen Mainsteg gebe. Der Bürgermeister erklärte, dass es Pflichten zur Beprobung von Erdaushub auf Schadstoffe gibt und die Gemeinde jeglichen Erdaushub zwischenlagern muss. "Momentan liegt da der Aushub vom Umbau der Tennisplätze", sagte Brohm. Der Lagerplatz werde für weitere anstehende Baumaßnahmen benötigt, etwa den alten Mainsteg und den Umbau der Mainlände im Bauabschnitt II. Die Gemeinde sei verpflichtet, den Erdaushub zwischenzulagern oder alternativ für viel Geld zwischenlagern zu lassen. Bis der Parkplatz am neuen Mainsteg nach der Fertigstellung aller drei Bauabschnitte der Mainlände gebaut wird, müsse die Gemeinde überlegen, wo künftig Material (zwischen-)gelagert werden soll.

Ob der Wertstoffhof in Zell erhalten bleibt, steht in den Sternen
Zum Thema Deponie wurde außerdem nachgefragt, ob der Wertstoffhof in Zell denn nun erhalten bleibe. Brohm erklärte, dass der Zeller Wertstoffhof ursprünglich gar nicht vorgesehen gewesen sei und dem Kommunalunternehmen auf Betreiben Margetshöchheims "abgerungen" wurde. Derzeit sei bei dem Thema "keinerlei Bewegung" drin, der Pachtvertrag laufe langfristig. Allerdings sitzt der Wertstoffhof auf "begehrten innerörtlichen Flächen" und die Entscheidung darüber treffe nunmal die Gemeinde Zell. Im Falle des Falles werde dieser Wertstoffhof aber "ersatzlos gestrichen" - auch weil es im Entsorgungswesen immer neue Vorschriften gebe und die Zeller Anlage nicht mehr dem Stand der Technik entspreche, berichtete der Bürgermeister. Mit Alternativen in Waldbüttelbrunn und Veitshöchheim sei Margetshöchheim jedoch viel besser aufgestellt als viele andere Gemeinden, insbesondere im südlichen Landkreis.
Auf dem Höchheimer Mainsteg kann es kleine Regenwasser-Rinnsale geben
Einige Beschwerden gingen über die "Wasserpfützen" auf dem neuen Mainsteg ein mit entsprechender Sorge vor dem Winter. Daniel Biermann vom Technischen Bauamt erläuterte, dass die Brücke ein W-förmiges Profil hat; das Regenwasser soll in zwei Rinnen abgeleitet werden, doch das Längsgefälle sei nicht so ausgeprägt, dass das Wasser komplett abfließt. Schon bei der feierlichen Freigabe des Höchheimer Mainstegs im November hatten einige Bürger bemerkt, dass auf dem Oberbelag stellenweise Wasser steht; Sylke Buchsot vom zuständigen Wasserstraßen-Neubauamt Aschaffenburg erklärte damals auf Nachfrage, dass dies kein Mangel sei, sondern an dem W-förmigen Bodenaufbau liege: "Wenn Sie in der Mitte oder am Rand laufen, bleiben die Füße trocken."
In der letzten Gemeinderatssitzung informierte Bürgermeister Brohm außerdem darüber, dass am Seilnetz-Geländer bereits erste Liebesschlösser entfernt wurden; die Gemeinde handle nach dem Prinzip "Wehret den Anfängen".

"In den Friedhof kommt kein Tier rein - außer wenn die Tür sperrangelweit offensteht"
Ein Thema war außerdem der neue Friedhof. Mehrere Bürger beklagten sich über Wildschweine und hatten Sorge, dass die Tiere in den Friedhof eindringen und diesen verwüsten könnten. Bürgermeister Brohm erwiderte, dass die Gemeinde für viel Geld extra einen Stabmattenzaun installieren ließ und es Wildschweinen nicht möglich sei, diesen zu durchdringen. Er mahnte aber, dass der Zaun natürlich keinerlei Wirkung hat, solange ständig das Tor zum Friedhof offensteht. Das gelte genauso für den alten Friedhof in der Mainstraße. Nachgefragt wurde außerdem, ob nach Abschluss der Baumaßnahmen beim angrenzenden Ingenieurbüro und der Fertigstellung der Ringleitung Birkachstraße - Rosenstraße im Außenbereich des neuen Friedhofs noch nachgepflanzt werde. Dies bejahte Brohm.
Weitere Informationen dazu finden Sie in einem älteren Blog-Bericht unter https://www.margetshoechheim-blog.de/politik-gemeinde/baumasnahmen-dorfentwicklung/831-am-neuen-friedhof-wird-eine-neue-ringleitung-zum-oberen-ende-der-birkachstra%C3%9Fe-verlegt?highlight=WyJmcmllZGhvZiJd
Bürger bemängelten dunkle und kaputte Straßen
Nachgefragt wurde in der Bürgerversammlung noch wegen einigen Straßenlaternen. Mehrere Bürger bemängelten zu große Abstände zwischen einzelnen Straßenlaternen sowie stellenweise eine zu geringe Ausleuchtung. Der Bürgermeister erklärte, dass die LED-Leuchten generell ein punktuelleres Licht mit einer geringeren Streuwirkung erzeugen. Die Anregungen sollen überprüft werden.
Scherzhaft nachgefragt wurde außerdem, wie viele Jahre man noch auf die einst geplante Sanierung von Finkenweg und Schwalbenweg warten müsse. Brohm erklärte, dass der Gemeinderat vor Jahren bereits konkrete Planungen gemacht habe, dann aber die Straßenausbaubeiträge abgeschafft wurden und der Gemeinde nun die Mittel fehlen. "Um das 'Vogelgebiet' zu sanieren, brauchen wir ungefähr 3 Millionen Euro", berichtete der Bürgermeister. Zudem sei in dem Bereich ein unterirdisches Bauwerk gefunden worden, das in keinem Bestandsplan verzeichnet ist und somit kostspielig werde. Bürgermeister Brohm sagte, dass sowohl der Finkenweg als auch die Margaretenstraße "fürchterlich aussehen" und sich die Gemeinde darum kümmern wolle.